Donnerstag, 30. Juni 2011

Bewahrung vor der großen Drangsal

»Weil du das Wort meines Ausharrens bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen.« (Offenbarung 3,10; ElbCSV)

Wann wird die Entrückung der Gläubigen sein? Einige verweisen darauf, dass die Präposition „ek“, die hier mit „vor“ wiedergegeben wurde, üblicherweise mit „aus“ zu übersetzen sei. Werden die Gläubigen also nicht „vor der Stunde“, sondern „aus der Stunde der Versuchung“ heraus bewahrt?

Man macht es sich zu einfach, wenn man mit dem Wörterbuch in der Hand, aber ohne Beachtung des Kontext übersetzen will. Sehen wir uns deshalb einige andere Stellen der Schrift genauer an:
»Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnehmest, sondern dass du sie bewahrest vor (ek) dem Bösen.« (Johannes 17,15; ElbCSV)
Hier findet sich im altgriechischen Text dieselbe Präposition „ek“, in Verbindung mit „tereo“, „bewahren“. Niemand würde wohl zu behaupten wagen, der Herr würde in Seinem Gebet nicht für die Bewahrung der Gläubigen „vor“, sondern „aus dem Bösen“ bitten. Genau diese Behauptung findet sich aber in Verbindung mit Offenbarung 3,10. Es wird gesagt, dass die Gläubigen erst in die Drangsal gehen müssten, um „aus“ ihr bewahrt zu werden. Das ist ein ganz und gar falscher Gedanke!

Doch es stellt sich noch eine andere Frage. Wie kann man „aus“ etwas bewahrt werden? Entweder man wird bewahrt oder nicht! „Aus“ etwas kann man höchstens „gerettet“ werden, aber dann würde im Text „sozo“ (= retten) stehen und nicht „tereo“.

Jemand ist vielleicht versucht auf eine Analogie mit Sadrach, Mesach und Abednego im Feuerofen zu verweisen. Aber auch dieses Ereignis gibt diese Deutung nicht her. Es wird nicht nur von ihrer Errettung (s. Daniel 3,28) aus dem Feuerofen gesprochen, sondern auch davon das nicht einmal der Geruch des Feuers an sie gekommen war (s. Daniel 3,27). Wie anders ist da doch die Behauptung, die Gläubigen müssten in die Drangsal hinein um in ihr zu leiden?

In 1. Thessalonicher 1,10 steht:
»und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat Jesus, der uns errettet von (ek) dem kommenden Zorn.« (ElbCSV)
Und in Apostelgeschichte 15,28-29:
»Denn es hat dem Heiligen Geist und uns gut geschienen, keine größere Last auf euch zu legen als diese notwendigen Dinge: euch zu enthalten von Götzenopfern und von Blut und von Ersticktem und von Hurerei. Wenn ihr euch davor (ek bzw. ex) bewahrt (diatereo), so werdet ihr wohltun. Lebt wohl!« (ElbCSV)

Wir können nun sicher sagen, dass die Gläubigen „vor der Stunde der Versuchung“ bewahrt werden. Gottes Gerichtshandeln mit dieser Erde (ab Kapitel 4 der Offenbarung) wird die Gläubigen Seiner Gemeinde nicht betreffen. Ja, vielmehr, wir dürfen jederzeit den Herrn Jesus erwarten; und dies sollte unsere Herzen beglücken.

Wir wollen aber noch etwas anderes festhalten. So wahr es ist, dass die Gläubigen vor der Zeit der großen Drangsal bewahrt bleiben werden, so wahr ist es auch, dass die Gemeinde in dieser Welt leidet. An die Philipper schrieb Paulus:
»Denn euch ist es im Blick auf Christus geschenkt worden, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden, da ihr denselben Kampf habt, wie ihr ihn an mir gesehen habt und jetzt von mir hört.« (Philipper 1,29-30; ElbCSV).
Die Freude darüber vor der großen Drangsal bewahrt zu bleiben, sollte uns nicht blind demgegenüber machen, was Geschwister heute beispielsweise in kommunistischen oder islamischen Staaten zu leiden haben – oder in den vergangenen Jahrhunderten durch Verfolgung erlitten hatten. Im Gegenteil. Aber wie schrecklich muss die große Drangsal sein, wenn sie all das noch zu übertreffen vermag, …
»…denn dann wird große Drangsal sein, wie sie seit Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nichtwieder sein wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch errettet werden; aber um der Auserwählten* willen werden jene Tage verkürzt werden.« (Matthäus 24,21-22; ElbCSV)
* Bei den Auserwählten handelt es sich wohl um Juden, die sich zu dieser Zeit – nach Entrückung der Gemeinde – in Palästina aufhalten werden. An dieser Stelle kann darauf nicht näher eingegangen werden.

Ich möchte es noch einmal sagen und vielleicht wollen wir dies festhalten: Wir dürfen jederzeit den Herrn Jesus erwarten; und dies sollte unsere Herzen beglücken. Es gibt nichts das vorher noch geschehen müsste, auch kein Gehen in die große Drangsal. Dank sei Dir dafür, Herr Jesus!