Freitag, 21. August 2009

Mein Weg aus der evangelischen Kirche - Teil 4

Nachdem ich dargelegt hatte, welche Umstände und Sachzwänge mich aus der evangelischen Kirche herausgeführt hatten, will ich hier aufzeigen was ich stattdessen gefunden habe. Ich kann dabei keine anderen Gründe nennen, als diejenigen, die Georg von Viebahn schon 1902 in seiner Schrift „Was ich bei den Christen gefunden habe, die sich nur im Namen Jesu versammeln“ genannt hat. Zuvor möchte ich jedoch noch einige Worte darüber äußern, was es heißt „sich nur im Namen Jesu zu versammeln“.

Auch wenn wir heute die Christenheit in vielerlei Denominationen (Benennungen) zerfallen sehen, so kennt doch Gottes Wort nur eine Gemeinde (o. Versammlung), die aus allen wahrhaft wiedergeborenen Christen besteht; Dies ist der eine Leib Christi; jeder der an den Herrn Jesus Christus als seinen Erretter glaubt. So werden sich auch in allen „Kirchen“ oder „Gemeinden“ letztlich gläubige Christen finden lassen.
Praktisch wird die Wahrheit des einen Leibes Christi aber dort verdunkelt (oder gar geleugnet), wo Sonderbekenntnisse im Namen Ausdruck finden, man Institutionen und Organisationen gründet oder Mitgliedschaften einführt. In der Tat: Wir wollen nicht mehr sein als Christen und wenn wir als solche zusammenkommen nicht mehr als eine christliche Versammlung auf der Grundlage des Wortes Gottes. »Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geiste getränkt worden.« (1. Korinther 12,13; Elb.)

Hier nun – als Zusammenfassung und in gekürzter Form - die köstlichen Wahrheiten, die damals festgehalten wurde und auch heute noch in treuen Versammlungen zu finden sind:

1) Die Grundlagen der Schrift stehen fest. Wer die Gottessohnschaft, die Gottesherrlichkeit Jesu oder die göttliche Autorität der Bibel anzweifeln würde – wer „gegenüber der göttlichen, unantastbaren, sündlosen Person des HErrn oder gegenüber der Autorität und Unantastbarkeit der Bibel auch nur ein Fragezeichen machen würde“ – hat keinen Platz in Seiner Versammlung.

2) Die Verantwortlichkeit des Gläubigen in Verbindung mit seiner Stellung als Kinder und Erben Gottes wird ernstgenommen. Seine Stellung zum mosaischen Gesetz – „dass wir nicht mehr unter Gesetz, sondern unter der Gnade sind, dass unser Gesetz Christus heißt“ – wird richtig erkannt. Ebenso das ein Kind Gottes niemals verloren gehen wird, weil es sich sicher in der Hand des Herrn weiß. Wie unser Herz zum Herrn Jesus steht ist maßgeblich dafür ob wir Leben aus Gott haben oder leeren Lampen ohne Öl und ohne Flamme gleichen (s. Matthäus 25).

3) Die Hoffnung der Entrückung, die Erwartung des Herrn ist eine praktische Wirklichkeit, deren Kraft und Segnung sich auch in unserem alltäglichen Leben und Wandel auswirkt.

4)
„Nirgends wird so klar gelehrt wie in der Versammlung, dass allein auf diesem Grunde der klar erkannten Stellung in Christo vor Gott der Mensch Gott »Anbetung« darbringen kann.“ [1]
Dies findet vielfach, nicht zuletzt in den Versammlungsliedern [2] Ausdruck, die auf diese Anbetung hin ausgerichtet sind. Auch hier steht der Herr Jesus absolut im Zentrum.

5) Durch das Brotbrechen (o. Abendmahl) wird jeden Sonntag der Tod des Herrn verkündet, Er und Sein Werk von Golgatha stehen so vor unseren Augen und sind Ziel von Dank und Anbetung.
„So den Tod des HErrn und Sein großes Wort: »Es ist vollbracht!« und alles, was Er für uns erwarb, zu verkündigen, bis Er kommt, das habe ich nirgends gefunden als nur in der Versammlung, und ich danke Gott, dass ich es fand.“ [1]

6) Die eine Versammlung, die „eine unteilbare Kirche Gottes“, „die aus allen denen besteht, die der Herr als die Seinigen anerkennt“.
„Gott hat die ewige Einheit aller wahren Kinder Gottes geschaffen, weder Satan noch Sünde noch Torheit der Menschen noch Untreue der Gläubigen kann sie zerstören, wir brauchen sie nicht zu machen, wir brauchen sie nur anzuerkennen und zu verwirklichen.“ [1]
»Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.« (Apostelgeschichte 2,42; Elb.)

7) Die Versammlung weiß um...
„den klaren Unterschied zwischen Kindern Gottes und Kindern der Welt, die Notwendigkeit, sich vom Wesen der Welt zu trennen, den Unterschied zwischen der Familie Gottes und der irdischen Verwandtschaft“, „die gegenseitige Verantwortlichkeit“, „einander zu ermahnen und zu erbauen“ und zwar völlig unabhängig von irdischem „Rang, Reichtum und Namen“. [1]

8) In diesem Punkt nennt von Viebahn solche, die „ihr Amt und Gehalt, ihre Zukunftsaussichten aufgeben mussten“, um dem Herrn und ihrem Gewissen treu nachfolgen zu können. Eltern entzogen ihren Kindern „Fürsorge, Unterstützung und Liebe“. Gleichsam erzählt er von solchen, denen Gott „Wohlstand gelingen ließ, und die doch mit ihrer Familie so einfach geblieben sind wie zuvor“. Diejenigen die Unterstützung benötigen erhalten diese, ohne darum zu bitten oder auch nur betteln zu müssen. Viele Dinge im Werk des Herrn konnten durch die großzügigen Gaben von Geschwistern getan werden.

Wenn man heute liest, dass die Firmen das Internet nach Bewerberdaten durchsuchen [3], so braucht es nicht viel Phantasie um sich denken zu können, dass auch diese Zeilen die ich hier schreibe kritisch beurteilt werden. Trotzdem tue ich es, denn ich weiß, das andere Geschwister mit ihrem Leben für die Wahrheit einstehen; davon sind wir hier in unserem Land - und wollen auch dankbar dafür sein - weit entfernt. Und doch gilt hier wie dort: Das Land braucht Christen, die für ihre Überzeugungen einstehen und notfalls dafür auch Repressalien in Kauf nehmen.

9) Die Versammlung hat einen Eifer für das Evangelium. An vielen Stellen versucht sie Menschen mit der guten Botschaft zu erreichen, so dass diese in alle Welt verbreitet werden kann.

10) Man darf in der Versammlung erkennen, ...
"dass alles menschliche Wissen und alles, was aus Menschenweisheit hervorkommt, nichts ist gegenüber dem schlichten, ewig bleibenden Worte Gottes" [1]
Dieses Wort liegt mit der Elberfelder-Übersetzung in einer wortgetreuen Übersetzung vor, die schon vielfach Segen gebracht hat.

11)
„Es ist den Geschwistern der Versammlung ernst damit, das Wort 2. Kor. 6, 12–18 nicht etwa nur auf religiösem Gebiete zu verwirklichen, sondern gerade auch auf dem persönlichen.“

12) Auch innerhalb der Versammlung sind „Sünden, sogar traurige Sünden vorgekommen. Leider ist das geschehen“, schreibt von Viebahn. Und doch ist man immer bestrebt auf einem biblischen Weg zur Ehre des Herrn zu handeln. So kann es auch notwendig sein Geschwister aus der Gemeinschaft auszuschließen, wenn sie unbußfertig auf einem falschen Weg weitergehen.
„Alle örtlichen Versammlungen erkennen unbedingt die Verpflichtung an, das Böse aus der Mitte hinauszutun. Würde das nicht geschehen, so würde das Zeugnis, welches Gott durch die Versammlung inmitten der Gläubigen und inmitten der Kinder der Weit in Deutschland gegeben hat, beiseite gesetzt werden als ein Salz, welches kraftlos geworden ist, daher zu nichts mehr gut, als zertreten zu werden.“

„Ich habe noch nie Geschwister gefunden, die sich ihrer Treue rühmten; wir sind uns unsrer Schwachheit bewußt. Man wird keinen Bruder in der Versammlung finden, der es leugnet, dass jeder von uns viele Ursache hat, sich tief zu demütigen, weil wir das nicht für den HErrn gewesen sind, was wir billig sein sollten.“ [1]

Quellennachweise / Literaturhinweis:
[1] Georg von Viebahn, Was ich bei den Christen gefunden habe, die sich nur im Namen Jesu versammeln, www.bruederbewegung.de; Rechtschreibung zum Teil angepasst
[2] Geistliche Lieder, CSV, Hückeswagen
[3] Spiegel-Online, Neue Studie, Firmen durchforsten das Web nach Bewerberdaten, 21.08.2009