Sonntag, 8. Februar 2015

"Meinungsmathematik" im ZDF - Teil 1

Screenshot-Ausschnitte "Die Anstalt", Max Uthoff
In der ZDF-Sendung "Die Anstalt" vom 03. Februar 2015 gab es eine interessante Darlegung zum Thema "mediale Meinungsmathematik", wie Personen und Personengruppen durch mediale Manipulation eine geistige Nähe zueinander unterstellt wird. Unter den Beispielen wurde u.a. die Drohnenkritik genannt und Max Uthoff erklärte Claus von Wagner:
»ihre Drohnenkritik ist nur Ausdruck oder besser Teilmenge eines großen Ressentiments gegen Amerika. Das macht sie zum Antiamerikaner. Und schon muss ich mich mit ihren Argumenten überhaupt nicht mehr beschäftigen.«
Später wurde eine Karikatur des Bund deutscher Zeitungsverleger gezeigt, der die Organisation Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) mit deren "Lügenpresse"-Vorwurf und die Attentäter auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo in ihrer Gesinnung gleichstellt, worauf sich folgender Dialog ergab:
Max Uthoff: "Der Vorwurf Lügenpresse ist also kleiner/gleich Terroranschlag."
René Sydow: "Moment, Moment. Heißt das der Lügenpressevorwurf ist die Vorstufe zum Terroranschlag."
Simone Solga: "Ist denn dann die Medienkritik die Vorstufe von Lügenpresse und dann die Vorstufe von..."
Interessanterweise vergaß Max Uthoff ein Beispiel, das er zuvor selbst in der Sendung angewendet hatte, als er aus dem Koran und anschließend der Bibel zitierte, während Claus von Wagner bewusst lächerlich wirkende Einwürfe gab. Dabei ist es durchaus angebracht die Dinge im Zusammenhang zu sehen.

Das Zitat aus Jesaja 13,9-18 ist eine Beschreibung dessen, was - vereinfacht ausgedrückt - am Ende der Geschichte, am "Tag des Herrn", geschehen wird und kein Imperativ, wie er ihn aus dem Koran mit Sure "2,19" [? - vielleicht ist Sure 4,89 o. 90 gemeint; Ich bin nicht sicher, ob Uthoff hier die richtige Stelle angibt] zitiert hat (»Tötet die Ungläubigen wo immer ihr sie findet.«).

4. Mose 24,8 gehört zu dem Segen Gottes über Israel und ist gleichzeitig eine Antwort an Balak, den König von Moab, der das Volk Israel verflucht sehen wollte. Das ist aber nicht das einzige, was verschwiegen wird.
Gott hatte in der Tat Abraham verheißen, dass das Volk Israel einmal nach Kanaan kommen würde, aber erst in der vierten Generation, »denn die Ungerechtigkeit der Amoriter ist bis hierher noch nicht voll.« (1. Mose 15,16b; Elb.CSV). Diese ganze Zeit wartete Gott bis er das Gericht ausführt (dazu gehört dann Josua 10,11 und 4. Mose 33,51) und an Ninive sehen wir weiterhin (in einem anderen Zusammenhang): »Und Gott sah ihre Werke, dass sie von ihrem bösen Weg umgekehrt waren; und Gott ließ sich des Übels gereuen, wovon er geredet hatte, dass er es ihnen tun wolle, und tat es nicht.« (Jona 3,10; Elb.CSV).

In 5. Mose 28 schließlich geht es um die Verheißungen für Israel. Da war Segen, wenn sie dem Herrn gehorchen würden und Fluch, wenn sie es nicht täten. Das Handeln Gottes ergab sich also aus dem Handeln des Volkes. Hierzu Jesaja: »Siehe, die Hand des HERRN ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören; sondern eure Ungerechtigkeiten haben eine Scheidung gemacht zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, dass er nicht hört.« (Jesaja 59,1-2; Elb.CSV).
Das Gott dieses Gericht tatsächlich ausgeführt hat beweist der Prophet Hesekiel: »Und ich versprengte sie unter die Nationen, und sie wurden in die Länder zerstreut; ich richtete sie nach ihrem Weg und nach ihren Handlungen.« (Hesekiel 36,19; Elb.CSV).
Das dieses Volk Israel einmal wieder in besonderer Weise von Gott gesegnet werden wird, geschieht nicht etwa aufgrund ihrer Treue, sondern allein aufgrund von Güte und Gnade: »Aber es tat mir Leid um meinen heiligen Namen, den das Haus Israel entweiht hat unter den Nationen, wohin sie kamen. Darum sprich zum Haus Israel: So spricht der Herr, HERR: Nicht um euretwillen tue ich es, Haus Israel, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr entweiht habt unter den Nationen, wohin ihr gekommen seid.« (Hesekiel 36,21-22; Elb.CSV).
Auch das Israel im Unglauben zurückkehren und erst in Zukunft eine geistliche Erneuerung erleben wird, belegen Stellen wie Jesaja 10,20-22 oder Hesekiel 36:
»Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Land bringen. Und ich werde reines Wasser auf euch sprengen, und ihr werdet rein sein; von allen euren Unreinheiten und von allen euren Götzen werde ich euch reinigen.« (Hesekiel 36,24-25; Elb.CSV; siehe auch die nachfolgenden Verse).

Kommen wir noch zu 1. Samuel 15,3. Auch Amalek war von Gott lange verschont worden, ein Volk welches Israel auf dem Weg aus Ägypten entgegentrat, seine Nachzügler und Schwachen schlug, ohne Gottesfurcht (siehe 5. Mose 25,17f.). Dies war kein willkürliches Gericht, wie wir an der Unterscheidung sehen die Israel machte: »Und Saul kam bis zur Stadt der Amalekiter, und er legte einen Hinterhalt in das Tal. Und Saul sprach zu den Kenitern: Geht, weicht, zieht hinab aus der Mitte der Amalekiter, damit ich dich nicht mit ihnen wegraffe! Denn du hast Güte erwiesen an allen Kindern Israel, als sie aus Ägypten heraufzogen. Und die Keniter wichen aus der Mitte der Amalekiter.« (1. Samuel 15,5-6; Elb.CSV).
Diese Unterscheidung finden wir im Übrigen auch bei Rahab, einer Hure und ihrer Verwandtschaft, die von den Einwohnern Jerichos gerettet wurden (siehe Josua Kapitel 2 und 6), was klar zeigt das 5. Mose 20,16 sich nicht auf solche bezogen hat, welche sich zu Gott wandten. Bemerkenswert, dass wir diese Frau schließlich im Geschlechtsregister des Herrn Jesus in Matthäus 1 wiederfinden.

Was bei Uthoff noch negativ auffällt ist, das er viele dieser Stellen die in verschiedenen Teilen der Bibel stehen, in einer Art und Weise vorträgt, als würden sie direkt aufeinanderfolgend einen einheitlichen Text bilden. Wie sich dies mit Wahrhaftigkeit und seiner Kritik an Meinungsmathematik verträgt, wird wohl sein Geheimnis sein.

Uthoff mag auch die Notwendigkeit des Gerichtes in Bezug auf das Goldene Kalb in 2. Mose 32 nicht sehen, dabei zeigt Vers 25 in Zusammenhang mit den vorhergehenden Versen, dass es um solche ging die in ihren Sünden fortfuhren, wozu sie niemand gezwungen hatte und deshalb gerichtet werden mussten.

Bei Lukas 19,27 - dem einzigen aus dem Neuen Testament zitierten Vers - fallen im Zusammenhang gleich zwei Dinge sofort ins Auge. Nämlich, dass es sich um ein Gleichnis, eine Parabel handelt (siehe Vers 11) und das dessen Ausgang sich auf die Beurteilung der Menschen bezieht wenn der Herr Jesus wiederkommt (Vers 11 am Ende). Das ist es, worüber Paulus sprach: »Und er hat uns befohlen, dem Volk zu predigen und ernstlich zu bezeugen, dass dieser der von Gott bestimmte Richter der Lebenden und der Toten ist. Diesem geben alle Propheten Zeugnis, dass jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch seinen Namen.« (Apostelgeschichte 10,42-43; Elb.CSV).

Wenn wir ein Fazit ziehen wollen, dann dieses: In den beleuchteten Bibelstellen geht es niemals um ein willkürliches oder unbegründetes Gericht. Gott gibt Raum zur Buße (s. Ninive, Rahab und die vier Generationen in 1. Mose 15), handelt aber wenn diese Zeit verstrichen ist. So auch heute: »Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte und Geduld und Langmut und weißt nicht, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet?« (Römer 2,4; Elb.CSV). Diese Zeit endet, wenn »der von Gott bestimmte Richter der Lebenden und der Toten« einmal am »Tag des Herrn« kommen wird um dieses Gericht auszuführen und es schließlich heißen wird: »seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergehen wird, und sein Königtum ein solches, das nie zerstört werden wird.« (Daniel 7,14b; Elb.CSV).

Im zweiten Teil wollen wir dann einen Teil der christlichen Stellung betrachten und warum Gewalt mit dem Glaubensleben eines konservativen Christen unvereinbar ist.