Sonntag, 15. Februar 2015

Wenige Gedanken zur Erbauung / Auferbauung

Beschäftigt man sich heute mit dem Wort Auferbauung, sieht man, dass oft sehr stark auf die Gefühlsebene fokussiert wird; was sich gut anfühlt wird als auferbauend empfunden. Erbauung ist jedoch kein Synonym für Ermunterung, sondern ein Heranwachsen zu geistlicher Reife.

Zum einen ist es die Verantwortung jedes einzelnen Gläubigen:
»Ihr aber, Geliebte, euch selbst erbauend auf euren allerheiligsten Glauben, betend im Heiligen Geist, erhaltet euch selbst in der Liebe Gottes, indem ihr die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus erwartet zum ewigen Leben.« (Judas 1,20-21; Elb.CSV).
Zum anderen ist es eine die Versammlung (bzw. Gemeinde) betreffende Sache:
»Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer, zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes des Christus, bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Mann, zu dem Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus;« (Epheser 4,11-13; Elb.CSV).
Die Grundlagen wurden gelegt und sind unumstößlich:
»aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, indem Christus Jesus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr mitaufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist (Epheser 2,20-22; Elb.CSV)
Das im Altgriechischen verwendete Wort hat die Grundbedeutung von "ein Haus bauen" und wird z.B. auch in Matthäus 7,24 verwendet: »Jeder nun, der irgend diese meine Worte hört und sie tut, den werde ich mit einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute;« (Elb.CSV).
Da die Grundlage der Apostel und Propheten in der Zeit der Urgemeinde gelegt wurde und im Abschluss des biblischen Kanons ihre Vollendung fand, ging auch das Amt des Apostels zu Ende. Gleichwohl gibt es auch heute noch Gaben, d.h. geistliche Fähigkeiten, wie die von Evangelisten, Hirten oder Lehrern, die für den ganzen Leib Christi gegeben werden.

Wenn wir über Auferbauung nachdenken, müssen wir unbedingt die Verbundenheit mit dem Herrn Jesus festhalten.
»Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm, gewurzelt und auferbaut in ihm und befestigt in dem Glauben, so wie ihr gelehrt worden seid, überströmend darin mit Danksagung.« (Kolosser 2,6-7; Elb.CSV).

Erbauung führt über den Weg des geistlichen Wachstums zu geistlicher Reife. Darin sollen wir einander Hilfe sein: »Deshalb ermuntert einander und erbaut einer den anderen, wie ihr auch tut.« (1. Thessalonicher 5,11; Elb.CSV). Es ist ein gemeinsames Bauen, denn da ist ein Leib, die Versammlung. Jedes gesunde Streben nach persönlicher Erbauung, schließt letztlich den Dienst an den Geschwistern wieder mit ein; alles zur Ehre Gottes zu tun (vgl. 1. Kor. 10,31b).

Solange wir auf dieser Erde sind haben wir die Verantwortung zu "(er)bauen", was Einsatz, Energie, Zeit und Arbeit kostet. Wir sind aufgefordert mit "Gold, Silber, wertvollen Steinen" (s. 1. Kor. 3,12) zu bauen, Bilder für die Gerechtigkeit Gottes, die Erlösung die uns zuteil wurde und die Herrlichkeiten in Christus. Und doch hängt die Vollendung des Baus nicht von uns ab. Es ist Gottes Gnade, die uns Teilhaber sein lässt, da Er Seine Gemeinde baut; es gibt kein Bauen ohne Ihn. Und alles was ohne ihn getan wird, muss vergehen, ist auf "Holz, Heu und Stroh" (ebd.) gebaut und damit vergänglich.

Zu den Gaben die für die Erbauung des Leibes gegeben werden schreibt Paulus einmal: »Was aber die geistlichen Gaben betrifft, Brüder, so will ich nicht, dass ihr unwissend seid (1. Korinther 12,1; Elb.CSV). Eine dieser Gaben die heute wenig gesehen und wertgeschätzt wird ist die Gabe der Ermahnung: »Da wir aber verschiedene Gnadengaben haben, nach der uns verliehenen Gnade:« ... » es sei, der ermahnt, in der Ermahnung« (Römer 12,6a+8a; Elb.CSV). Ich schreibe dies, weil ich dabei an Paulus denke, der berichtet:
»Als aber Kephas nach Antiochien kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er dem Urteil verfallen war. Denn bevor einige von Jakobus kamen, hatte er mit denen aus den Nationen gegessen; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, da er sich vor denen aus der Beschneidung fürchtete. Und mit ihm heuchelten auch die übrigen Juden, so dass selbst Barnabas durch ihre Heuchelei mit fortgerissen wurde. Aber als ich sah, dass sie nicht den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums wandelten, sprach ich zu Kephas vor allen: Wenn du, der du ein Jude bist, wie die Nationen lebst und nicht wie die Juden, wie zwingst du denn die Nationen, jüdisch zu leben?« (Galater 4,11-14; Elb.CSV).
Die Erbauung des Leibes der Gemeinde war die Folge der Ermahnung von Paulus gegenüber Petrus (Kephas) seinen falschen Weg zu verlassen - vor allen, weil die Gefahr bestand, dass er noch weitere, wie es bei Barnabas geschehen war, mit sich fortreißen würde. Die Erbauung bestand nicht vorangig aus der Ermahnung selbst, wohl aber aus der notwendigen Erkenntnis den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums verlassen zu haben und der Rückkehr auf den geraden Weg. Gleichzeitig bestand die Erbauung aber auch darin, die Gemeinde davor zu bewahren einen falschen Weg mitzugehen, ihr zu verstehen zu geben, warum Petrus Verhalten Heuchelei war. Gott hat aus Juden-Christen und Heiden-Christen die eine Versammlung gebildet. Das Verständnis dafür und die praktischen Konsequenzen die sich daraus ergeben, sollte die Gemeinde prägen, nämlich das die Gemeinde kein "christianisiertes Judentum" ist, dem die Beschränkungen des Judentums aufzuerlegen sind: »Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung, nachdem er in seinem Fleisch die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, weggetan hatte, damit er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe« (Epheser 2,14-15; Elb.CSV) / »Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht; steht nun fest und lasst euch nicht wieder unter einem Joch der Knechtschaft halten.« (Galater 5,1; Elb.CSV).


Wenn wir uns also fragen, warum Gemeinden heute vielfach in einem unguten, ungeistlichen Zustand sind, dann ist eine Antwort sicherlich wegen der falschen und oberflächlichen Lehre über Erbauung. Da ist eine Unwissenheit über das Wesen Gottes, sein Wort, den Charakter der Versammlung und letztlich auch über die geistlichen Gaben. Wahrhaftige biblische Erbauung wird preisgegeben zugunsten einer Pseudo-Erbauung, die den Charakter dessen trägt was Paulus an Timotheus schreibt - »Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt;« (2. Timotheus 4,3; Elb.CSV) - weil man sich dabei wohlfühlt.

Bleiben wir bei dem Wort Gottes (siehe 2. Timotheus 3,16), in gegenseitigem Dienst (siehe Epheser 4,11-16) und gegründet im Glauben (siehe Judas 1,20), auch dann das Beste, die Erbauung der Geschwister suchend, wenn es mit Schwierigkeiten verbunden ist (vgl. Apg. 20,31). Das schließt auch mit ein, selbst Korrektur durch gottgegebene Erkenntnis anzunehmen und dort wo es sein darf anderen eine Hilfe zu sein, »so sucht, dass ihr überströmend seid zur Erbauung der Versammlung.« (1. Korinther 14,12b; Elb.CSV).