Dienstag, 10. Februar 2015

"Meinungsmathematik" im ZDF - Teil 2

Im vorhergehenden Teil haben wir den Zusammenhang, der von Max Uthoff in der ZDF-Sendung "Die Anstalt" vom 03. Februar 2015 zitierten Bibel-Verse, betrachtet. Nebenbei wurde festgestellt, dass es sich bei Sure 2,19 [? - vielleicht ist Sure 4,89 o. 90 gemeint; Ich bin nicht sicher, ob Uthoff hier die richtige Stelle angibt] des Korans (»Tötet die Ungläubigen wo immer ihr sie findet.«) um einen Imperativ handelt. Welche Imperative werden Christen und welche Muslimen gegeben, wäre also der eigentlich angemessene Vergleich gewesen. Es reicht mir hier aber aus, aufzuzeigen, dass wir Christen nicht zu Gewalt aufgerufen werden.

Der Leitvers dieses Blogs, die Worte des Herrn Jesus machen deutlich: »Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht überliefert würde; jetzt aber ist mein Reich nicht von hier.« (Johannes 18,36; Elb.CSV). Wenn die Christen zum "Kampf" aufgerufen werden, dann im Gebet: »Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst. Denn dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, der will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.« (1. Timotheus 2,1-4; Elb.CSV). Es wird sogar deutlich hervorgehoben: »Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.« (Epheser 6,12; Elb.CSV). Diese Zurüstung zum geistlichen Kampf wird in den nachfolgenden Versen des Epheserbriefs beschrieben, wobei das einzige Schwert des Christen »das Schwert des Geistes, das Wort Gottes« ist.
Der Wille Gottes ist für den Christen deutlich genug: »Denn so ist es der Wille Gottes, dass ihr dadurch, dass ihr Gutes tut, die Unwissenheit der unverständigen Menschen zum Schweigen bringt:« (1. Petrus 2,15; Elb.CSV).

Der Herr Jesus ist das Vorbild des Christen: »Denn dies ist wohlgefällig, wenn jemand um des Gewissens vor Gott willen Beschwerden erträgt, indem er zu Unrecht leidet. Denn was für ein Ruhm ist es, wenn ihr ausharrt, indem ihr sündigt und geschlagen werdet? Aber wenn ihr ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist wohlgefällig bei Gott. Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt (1. Petrus 2,19-21; Elb.CSV).
»Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt; der keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden, der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet;« (Philipper 2,21-23; Elb.CSV).

Auch die Anweisungen die Paulus an die Römer schreibt sind unmissverständlich: »Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht.« ... » Vergeltet niemand Böses mit Bösem; seid bedacht auf das, was ehrbar ist vor allen Menschen. Wenn möglich, soviel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden. Rächt nicht euch selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn; denn es steht geschrieben: "Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr". Aber wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen; wenn er durstig ist, gib ihm zu trinken; denn wenn du dieses tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. Lass dich nicht von dem Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten.« (Römer 12,14+17-21; Elb.CSV).

Man könnte noch eine Vielzahl anderer Stellen anführen, einfach weil dies zum Grundtenor dessen gehört, wozu Christen aufgerufen werden. Viele die sich unredlicherweise Christen nannten, ohne es jemals zu sein, mögen herzlich wenig Interesse an diesen Geboten Gottes gezeigt haben; gleichwie auch einzelne wahre Gläubige irregeleitet gewesen sein mögen. Die Lehre der Heiligen Schrift macht ausreichend deutlich, dass es sich hierbei eindeutig um zu verurteilende Abweichungen handelt.

Es gibt keinen Imperativ in der Bibel, der einen Christen dazu auffordert eine andere Person zu töten. Daher halte ich Uthoffs Vorgehen auch für völlig unwahrhaftig, geradezu für ein Meisterstück an "Meinungsmathematik". Die Kirchengeschichte, die ebenfalls in der Sendung angesprochen wurde, belegt eindeutig: Von den Christen die die Heilige Schrift ernstnahmen ging niemals eine Gefahr aus, sondern von solchen die dies nicht taten oder sich nur "Christen" nannten - und dazu ist auch die römische Kirche zu zählen.

Offensichtlich kann sich Uthoff nicht vorstellen, dass die wörtliche Interpretation des Inhalts zweier Bücher zu völlig abweichenden Verhaltensweisen führt; einfach deshalb weil ihr Inhalt sich in wesentlichen Aussagen massiv unterscheidet. Dazu gehört dann auch das Prinzip der Abrogation,
»die Aufhebung einer normativen Bestimmung des Korans oder der Sunna durch eine andere, zeitlich nachfolgende Bestimmung aus Koran oder Sunna«; »Hier setzte sich schon ziemlich früh die Auffassung durch, dass der Schwertvers (9:5) und der Vers, der zum Kampf gegen die Ahl al-kitab auffordert (9:29), alle anderen Verse, die zu einem friedfertigen Verhalten gegenüber den Ungläubigen ermahnen (8:61; 29:46), aufgehoben habe.« (Quelle: Wikipedia).

Eine andere Form der Manipulation die heute stattfindet (wenn auch dankbarerweise nicht in obig behandelter Sendung, aber um die Sache deutlicher zu machen), ist der undifferenzierte Gebrauch des Wortes Fundamentalismus. In einem vorhergehenden Artikel wurde schon aufgezeigt...
Zwischen 1910 und 1915 wurde dann die zwölfbändige Aufsatzreihe „The Fundamentals: A Testimony to the truth“ veröffentlicht, an der neben Theologen wie R. A. Torrey, Arno C. Gaebelein, B. B. Warfield und Thomas Spurgeon auch wieder C. I. Scofield vertreten war.
Ihr aller Anliegen war es die grundlegenden Lehren des Christentums – in Zusammenhang mit der aufkommenden Bibelkritik – zu verteidigen. Das heißt: Sie taten nicht mehr als all das darzulegen, was in den Jahrhunderten davor die Väter als Glaubensgut festgehalten hatten.
Unter den Autoren waren namhafte Theologen und Sprachwissenschaftler ihrer Zeit, die ihr intellektuelles Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Irrtumslosigkeit der Bibel zum Ausdruck brachten. Da war kein Gedanke an Gewalt, weil ihr Fundament, Gott und Seine Wahrheit, es nicht zuließen. Dies gleichzusetzen mit einem gewaltbereiten, auf unterdrückerischer Expansion ausgerichteten Fundamentalismus, kann eigentlich nur als bewusst arglistig bezeichnet werden. Denn gerade dafür liefert die Bibel dem Christen, wie oben gezeigt, eben gerade kein Fundament. Das kann jedoch kaum von jedem "Fundament", auf das sich Menschen berufen, mit dieser Bestimmtheit gesagt werden. Daher kann der Versuch Uthoffs die Bibel und den Koran auf eine Stufe zu stellen, letztlich nur als naiv zurückgewiesen werden.