Freitag, 12. Juni 2009

Was ist eigentlich christlicher Fundamentalismus?

Man könnte auch anders fragen: Woher kommt eigentlich christlicher Fundamentalismus?

Gehen wir zuerst zurück ins Jahr 1909, hier erschien die "Scofield Reference Bible", in der christliche Lehren erstmals als Kommentare eingebunden waren. Zwischen 1910 und 1915 wurde dann die zwölfbändige Aufsatzreihe „The Fundamentals: A Testimony to the truth“ veröffentlicht, an der neben Theologen wie R. A. Torrey, Arno C. Gaebelein, B. B. Warfield und Thomas Spurgeon auch wieder C. I. Scofield vertreten war.

Ihr aller Anliegen war es die grundlegenden Lehren des Christentums – in Zusammenhang mit der aufkommenden Bibelkritik – zu verteidigen. Das heißt: Sie taten nicht mehr als all das darzulegen, was in den Jahrhunderten davor die Väter als Glaubensgut festgehalten hatten. Und sicherlich hätten sie es abgelehnt, das dies mit dem Suffix eines Ismus bezeichnet wird.

Ebenfalls 1910 wurden schließlich von der General Assembly of the Presbyterian Church „Five Fundamentals“, also fünf Grundsätze, formuliert, die für den evangelikalen Glauben essentiell sind:

1. Die Verbalinspiration oder Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit der Schrift
Dies ist nichts anderes als das „sola scriptura“ (allein die Schrift) der Reformation. Oder in einem etwas erweiterten Sinn das „sola et tota scriptura“ (allein die ganze Schrift).
Gemeint ist nichts anders, als dass die Bibel letztgültige, unfehlbare und ultimative Norm ist. So ist Gottes Wort in der Lage Menschen zu lehren, zu überführen, zurechtzuweisen und in der Gerechtigkeit zu unterweisen (s. 2. Timotheus 3,16)

2. Die Geburt Jesu Christi durch eine Jungfrau
Der Herr Jesus Christus ist sowohl ewiger Gott (Johannes 1,1-3 / 1. Johannes 5,20), als auch wahrer Mensch (1. Timotheus 2,5-6). Als Mensch wurde er durch eine Jungfrau in diese Welt hinein geboren (Matthäus 1,18-23).

3. Das Sühneopfer Jesu Christi am Kreuz, stellvertretend für die die an Ihn glauben
Sein stellvertretender Opfertod (2. Korinther 5,21) ist die Grundlage für die Erlösung. Allein durch das Vertrauen auf den Herrn Jesus Christus und sein Erlösungswerk kann ein Mensch vor Gott gerechtfertigt werden. Martin Luther bekannte darüber einst 1532
Die Worte „gerecht“ und „Gerechtigkeit Gottes“ wirkten auf mein Gewissen wie ein Blitz; hörte ich sie, so entsetzte ich mich: Ist Gott gerecht, so muss er strafen. Aber als ich einmal in diesem Turme und Gemache über die Worte (Römer 1,17): »Der Gerechte wird aus Glauben leben« und »Gerechtigkeit Gottes« nachsann, dachte ich alsbald: Wenn wir als Gerechte aus dem Glauben leben sollen und wenn die Gerechtigkeit Gottes jedem, der glaubt, zum Heil gereichen soll, so wird sie nicht unser Verdienst, sondern die Barmherzigkeit Gottes sein. So wurde mein Geist aufgerichtet. Denn die Gerechtigkeit Gottes besteht darin, dass wir durch Christus gerechtfertigt und erlöst werden. Nun wandelten sich mir jene Worte in liebliche Worte.
So heißt glauben sich darauf zu verlassen, was Gott getan hat, um uns zu erretten, indem der Herr Jesus Christus am Kreuz von Golgatha starb – und seinem Wort zu vertrauen, das Er darüber gegeben hat, durch den persönlichen Glauben an den Herrn Jesus Christus, Menschen Gnade zuteil werden zu lassen. (Römer 3,24-28 / Titus 3,5-7).

4. Die leibliche Auferstehung des Herrn
So konnten die Apostel bezeugen das Gott »einen Tag gesetzt hat, an welchem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat allen den Beweis davon gegeben, indem er ihn auferweckt hat aus den Toten.« (Apostelgeschichte 17,31; Elb)

5. Seine leibliche Wiederkunft
Der Herr Jesus Christus wird einmal wiederkommen (Matthäus 24,42-44 / 1. Thessalonicher 5, 1-2). Zuerst um die Gemeinde zu entrücken (1. Thessalonicher 4,16-17), dann aber um die Völker zu richten (Matthäus 25,31-46) und Sein tausendjähriges Friedensreich auf dieser Erde aufzurichten (Offenbarung 20,1-6). (Anmerkung: Auch wenn es hier Differenzen zwischen der bundestheologischen und der dispensationalistischen Sichtweise gibt, sind sich doch beide in der zentralen Aussage einig: Christus wird wiederkommen!)

Diese Glaubenswahrheiten hält der christliche „Fundamentalismus“ vertrauensvoll fest. Fernab jeglicher Militanz oder jeglichen Fanatismus suchen ernsthafte Christen das Gespräch mit ihren Mitmenschen, wie auch die Schrift sagt: »Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist, aber mit Sanftmut und Furcht;« (1. Petrus 3,15b; Elb)