Dienstag, 17. Juli 2012

Lese-Tagebuch - Eintrag 11 (Teil 1/2)

Buch: Das Jungfrauenleben im Lichte des Evangeliums
Autor: Elias Schrenk (1831 – 1913)
Auflage: 9. Auflage, 1922
Verlag: Evangelischer Missionsverlag, Stuttgart
Seitenzahl: 41

Wir leben in einer Zeit, in der sich der „Reichtum“ Laodizeas offenbart. Eine Fülle von Studienbibeln, Bibelkommentaren, „Lebenshilfen“, christlichen Romanen, usw. erinnern an die Worte des Predigers: »Und überdies, mein Sohn, lass dich warnen: Das viele Büchermachen hat kein Ende, …« (Prediger 12,12a; Elb.CSV). Eine Vielzahl davon ist das Papier nicht wert auf dem es geschrieben wurde und taugt allein als Zeugnis dieses traurigen Zustandes: »Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und bedarf nichts und du weißt nicht, dass du der Elende und Jämmerliche und arm und blind und nackt bist« (Offenbarung 3,17; Elb.CSV).

Wo lernt ein Mädchen heute noch, dass „dienen, eine der wichtigsten Eigenschaften einer christlichen Tochter ist“ (Schrenk, Seite 6)? „Nicht nur für sich, sondern für andere zu leben, d.h. es lernt lieben“ (ebd.).

Es sei mir erlaubt einige längere Abschnitte aus diesem Büchlein zu zitieren, welche die Ernsthaftigkeit echter Christusnachfolge vor die Augen einer jungen Frau bzw. ihrer Mutter stellen möchte.

In dem Abschnitt über die Schulzeit der Tochter schreibt Elias Schrenk:
„Frühe schon zeigt sich der Hang nach Eitelkeit und Putzsucht*, was dann so rasch wieder zu Gefallsucht, Liebeleien und andren Sünden führt. Eine christliche Mutter muss auf Einfachheit, Wohlanständigkeit, Bescheidenheit und Demut halten. Sie gehören wesentlich zum weiblichen Wesen einer christlichen Tochter und sind viel lieblicher, als jene fratzenhafte Eitelkeit, die jetzt so viele Töchter auszeichnet.“ (ebd., Seite 10)
„Es ist schön, wenn ein Mädchen geistiges Interesse hat und Lust zum Lesen zeigt; aber gerade hierin bedarf es der sorgfältigen Leitung. Es ist unverantwortlich, wenn Mütter sich kaum bekümmern um die Lektüre der Tochter. Wir haben jetzt eine wahre Sündflut von schlechtem Lesestoff für Kinder, der unsere Jugend vergiftet. Alle jene Romane, die durch ihre schlüpfrigen Geschichten unreine Bilder in der Tochter Seele hineintragen, sind Gift und ruinieren Leib und Seele. Lektüre, in der das Heilige verspottet und bewitzelt wird, gehören nicht in ihre Hand, weil sie Gottesfurcht und Glaube zerstört. Es ist keine verlorene, sondern gut verwendete Zeit, wenn die Mutter die Lektüre der Tochter genau prüft, es ist ihre Pflicht vor Gott. Gerade durch Überwachung des Lesestoffs gewinnt die Tochter unter dem Einfluss der mütterlichen Autorität ein selbstständiges sittliches Urteil, einen christlichen Charakter, der Schädliches und Gemeines abweist, was für das ganze Leben so notwendig ist.“ (ebd., S. 11+12)
Waren es früher Romane, sind es heute wohl oft Fernsehserien wie „Sex and the City“  oder „Desperate Housewives“, die das Denken – leider wohl auch so manch´ gläubigen Frau – nachhaltig geprägt haben.

„Es macht mir immer einen peinlichen Eindruck, wenn ich sehe, wie rüstig manche Mutter oder sogar Großmutter ihre Hände rührt im Hauswesen, und wie die angehende Jungfrau daneben steht, als wären es Pflichten unter ihrem Stand. Wofür sollen denn die meisten unserer Töchter erzogen werden? Etwa für den Ballsaal, den Tanzboden und das Theater? Gewiss nicht, sondern für das praktische Leben. Warum fehlt es in unseren Tagen dem weiblichen Geschlecht so vielfach an Einfachheit?“ (ebd., Seite 15)
Sind die Tage heute besser geworden? Ich meine nicht. Elias Schrenk konstatiert dann:
„Die Töchter werden sehr oft nicht von früher Jugend auf angehalten, Hand anzulegen im Hauswesen, soweit es die Schulaufgaben gestatten, und darum bekommen sie nicht jenes einfache Wesen, das häusliche Arbeit der Tochter aufprägt, sie werden vornehm über ihren Stand hinaus, putzsüchtig*, genußsüchtig und eitel.“ (ebd.)
* Anmerkung: "putzsüchtig" heißt: „Sich herauszuputzen“ = sich schönmachen, zurechtmachen…
Die Schrift fordert die jungen Frauen dazu auf: »Ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, sich den eigenen Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.« (Titus  2,4b-5; Elb.CSV).
Gleichwohl verstehe ich diese Schriftstelle nicht so, als wären junge Männer in der Erziehung von jeglichen häuslichen Arbeiten auszunehmen. Dies näher auszuführen würde an dieser Stelle zu weit führen. Sagen wir einfach, das der ledige Mann seinen Hausstand durchaus nicht mit weniger Sorgfalt führen sollte, als es seine spätere Frau einmal tun wird. Und ich sehe auch kein Verbot, das er ihr später nicht auch hilfreich zur Seite stehen darf. Aber kehren wir zurück zu den Ausführungen Schrenks:
„Liebe Mütter, gebt euren Töchtern eine praktische Erziehung für das Leben; gewöhnt sie von Jugend auf an Einfachheit, Sparsamkeit, Arbeit und Selbstverleugnung. Diese Tugenden sind ein Kapitel für das spätere Leben und erleichtern euren Töchtern unendlich viel.“ … „In einem Hause, wo Einfachheit und Ordnungssinn waltet, wo die Hausfrau nach allen Seiten hin ihre Pflicht tut und dem Manne allezeit ein freundliches Lächeln entgegenbringt, fühlt sich der Mann daheim, und wird bewahrt vor dem heillosen Vereins- und Wirtshausleben, das mehr und mehr das Familienleben zerstört. Eine christliche, tüchtige Hausfrau, die wenig oder kein Vermögen hat, ist mehr wert, als eine schlechte Hausfrau mit Geld.“ (ebd., S. 16)
„Ich habe von der christlichen Hausfrau geredet, weil ich weiß, dass eine Erziehung der Tochter, wie ich sie geschildert habe, wesentlich zum Christentum gehört. Unser Heiland ist nicht umsonst arm, einfach, demütig und allezeit genügsam gewesen; es gehörte zu seinem Erlöserscharakter. Denke dir den Heiland der Armen und Elenden anders als er in den Evangelien vor uns steht, und du wirst es nicht können. Eine eitle, geschraubte (Anm. tjw: gekünstelte oder affektierte), gefallsüchtige, arbeitsscheue, vergnügungssüchtige und nach hohen Dingen trachtende Tochter kann nie und nimmer Jesu Jüngerin sein. Liebe Mütter! Folget Jesu nach, werdet Vorbilder eurer Töchter in der Demut, in der Einfachheit, Bescheidenheit und Genügsamkeit, in der Treue in den nächsten Pflichten, in der Liebe zum Heiland, damit sich ihnen frühe Jesu Bild einpräge. Tut ihr das, so erfüllt ihr einen hohen Beruf, ihr seid zum Segen für euer Haus nicht nur, sondern für unser ganzes Volk.“ (ebd., S. 17)
Ich fürchte, viele werden bei den letzten Abschnitten gelächelt haben – vielleicht sogar spöttisch. Ist uns das alles schon so fremd? Gottes Maßstab für die Frau: »der verborgene Mensch des Herzens in dem unvergänglichen Schmuck des sanften und stillen Geistes, der vor Gott sehr kostbar ist.« (1. Petrus 3,4; Elb.CSV).
Über wie viele Dinge wird das gesagt, dass sie vor Gott sehr kostbar sind?

Lasst mich das offen sagen, das geht nicht gegen die Frauen. Die Männer versagen nicht weniger. Und der Einzige der hier auf der Erde seinen Weg in absoluter Treue zu Gott gegangen ist, war der Herr Jesus Christus. Müsste ich mein eigenes Versagen bekennen, würde es Seite um Seite füllen.

Aber wenn wir in das Licht Gottes gestellt werden und Er uns Seine Maßstäbe zeigt – und wir erkennen müssen das wir davon abgewichen sind oder eigene Wege gehen – dann erwartet Er das wir Buße tun. Und Dank sei Ihm dafür, wir dürfen es tun. Und so wachsen wir auch im Glauben: »...die Wahrheit festhaltend in Liebe, lasst uns in allem heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus,« (Epheser 4,15; Elb.CSV)

Ja, die Welt mag andere Maßstäbe haben und die ernsthaften Gläubigen belächeln, weil dort ein „sanfter und stiller Geist“ mehr gilt als die selbstbewusste, unbedingte Emanzipation der postmodernen Frau. Aber wie viele oberflächliche Männer waren Gehilfen einer solchen Entwicklung, indem sie die einfache Jüngerin Jesu verachtend, einer anderen den Vorzug gaben?

Es ist merkwürdig, wie viel einem durch die Lektüre eines solch´ kleinen Büchleins längst vergangener Tage bewusst wird. Ich wünschte wir hätten mehr von dieser Ernsthaftigkeit auch in unseren Tagen. Gott sei Dank, sie ist nicht völlig verschwunden, aber sie ist doch selten geworden. Die Probleme, die von Bruder Schrenk schon zu seiner Zeit angesprochen worden sind, haben sich vergrößert und sind tief eingedrungen bis hinein selbst unter die wahren Gläubigen. Und darum will ich mir auch noch ein weiteres Mal die Zeit nehmen in einem zweiten Teil weitere Ausführungen aufzugreifen.