Donnerstag, 26. Juli 2012

Zeugnisse der Vergangenheit - Teil 2

Seite 1 im Original
Im Nachlass eines Verwandten, fand sich auch folgende Predigt. Obwohl mir der Autor mutmaßlich bekannt ist, will ich hier keinen Namen anführen, zumal ich es eben nicht mit letzter Sicherheit sagen kann. Ich teile auch nicht uneingeschränkt jede gezogene Schlussfolgerung, finde das Manuskript jedoch als Zeitzeugnis wertvoll und bedenkenswert. Inhaltlich ist der Text unverändert. Die Rechtschreibung wurde an die neue Rechtschreibung angeglichen, Fehler korrigiert und einige Hervorhebungen und Absätze hinzugefügt. Unterstrichene Hervorhebungen sind auch im Original so vorhanden.

Predigt am Buß- und Bettag 1961
Text: Maleachi 1,9

»So bittet nun Gott, dass er euch gnädig sei! Denn solches ist geschehen von euch.«

Den Buß- und Bettag im Herbst halten wir im Unterschied zu dem Landesbußtag im Frühjahr (der einzig unsere Württembergische Landeskirche angeht) mit allen evangelischen Christen in ganz Deutschland. Wenn wir einen Bußtag begehen, der in unserm ganzen Volk gehalten wird, dann fragen wir an solchem Tage nicht nach den Verfehlungen, die einzelne unter uns begangen haben, sondern: Worin haben wir uns als Glieder unseres Volkes versündigt? Sind wir als Volk auf dem rechten Wege? Ist womöglich unser ganzes Volk in der Vergangenheit einen verkehrten Weg gegangen, dass wir dies noch gar nicht erkannt und bereut haben, so dass Gott uns bis zu dieser Stunde widersteht?

Wir lesen nun schon seit dem Sommer, besonders seit dem 13. Aug., fast täglich in der Zeitung von Berlin. Gestern war erst wieder in dem Schwäbischen Tagblatt eine Abbildung von dem Brandenburger Tor, von der Mauer, die man dort gezogen hat. Wir sahen schon zuvor Bilder von der Mauer, die um ganz Ost-Berlin unter Bewachung von Hunderten von Volkspolizisten errichtet wurde. Entlang dieser Mauer sind die Häuser evakuiert, die Fenster zugemauert - und wer von West- nach Ost-Berlin wollte, kommt überall gegen diese Mauer, diese riesige trostlose Mauer, wie man sie sonst nur an einem Gefängnis findet. - Es ist bekannt, dass schon seit Jahren um ganz Ostdeutschland ein "eiserner Vorhang" heruntergegangen ist. Die ganze Grenze besteht in einem breiten Streifen, der eingeebnet ist. Mehrfache Stacheldrahtverhaue, Wachttürme, unzählige Wachttürme, die in Sichtweite errichtet wurden und mit Grenzpolizei besetzt sind, sorgen dafür, dass kein Mensch hinüber und herüber kommt. Aus einem ganzen Gebiet Deutschlands hat man ein Konzentrationslager gemacht. Wir können nach Osterreich, nach der Schweiz, Frankreich und andere angrenzenden Länder frei reisen und werden an den Grenzen freundlich und höflich abgefertigt und sind willkommene Gäste. Dies geschieht im Ausland, von Menschen, die eine fremde Sprache sprechen und vor kurzem unsere Feinde waren. Wollen wir aber nach Ostdeutschland, wo unsere Verwandten, Brüder und Schwestern leben, dann geraten wir gegen eine riesige Gefängnismauer, als seien unsere Brüder und wir selbst Verbrecher.

Aber nun können wir nicht in die Klagetöne der Zeitungen und unserer Politiker einstimmen. So sehr schmerzlich diese Mauer ist, so sehr wir mit den Brüdern in dem großen Gefängnis leiden – wir denken und glauben: Es kommt alles von Gott. Glück und Unglück, Leben und Tod - auch so eine schreckliche Mauer. Warum lässt Gott solches geschehen? Einsichtige Menschen denken - und das ist schon viel, wenn sie so denken: das ist die Folge eines verlorenen Krieges. Was wir den Nachbarvölkern angetan haben, müssen wir büßen.

Und seht, das eben kann ich nicht glauben.
Darum nicht: Wir haben den Nachbarvölkern Land geraubt. Aber haben die andern das nicht auch getan? 5 große Provinzen sind uns im Osten geraubt worden. Ostpreußen, Westpreußen, Posen, Schlesien, Pommern und noch mehr. Und die Nachbarvölker, die das nicht taten, haben es anfänglich zumindest gebilligt. Der Landraub an Polen und der Tschechei ist abgegolten - und damit auch vor Gott abgetan!
Wir haben uns an den Nachbarvölkern versündigt, indem wir ihre Gefangenen hungern und verhungern ließen - das haben die andern uns mehrfach und schrecklich vergolten. Diese Schuld ist auch vor Gott längst bezahlt.
Wir haben zuerst auf die Städte eines Nachbarvolkes Bomben fallen lassen. Die andern Völker haben uns das heimgezahlt. Nicht nur Auge um Auge, Zahn um Zahn, sondern sie haben das in der Art Kains und Lamechs siebenfach und siebenzigfach unserm Volk vergolten. - Das ist vor Gott abgetan. Und wenn das Blut und die Tränen von Millionen deutscher Flüchtlinge, unschuldiger Frauen und Kinder, die auf der Flucht umgekommen sind, gen Himmel schreit, dann wird es den Polen und Russen noch sehr schrecklich ergehen! Denn Gott sah und hörte nicht nur die Todesschreie polnischer und russischer Menschen, sondern auch das Schreien unschuldiger deutscher Menschen.

Aber warum widersteht denn Gott dem deutschen Volk?
Die Mauer in Berlin erinnert mich beständig an die Mauer einer andern europäischen Stadt. An eine Mauer, die während des Krieges durch Warschau gezogen wurde. Dort lebten in einem einzigen Stadtteil etwa eine Million Juden. In Warschau allein lebten so viel Juden, wie in ganz Deutschland vor dem Kriege. Um diesen Stadtteil wurde eine undurchdringliche Mauer errichtet, mit dem teuflischen Ziel die Juden an Hunger und Seuche sterben zu lassen. Und als jüdische Männer in Todesverzweiflung durch die Schächte der Straßenkanalisation einen Ausbruch unternahmen, hat man ein großes Blutbad angerichtet, die jüdischen Männer ermordet und die Frauen, Kinder und Greise qualvoll umkommen lassen - bis es in Warschau keinen Juden mehr gab. - Ich weiß davon durch einen Freund. Er war begeisterter Nationalsozialist - ein guter Mensch, aber verblendet und verführt. Er war, wie ungezählte Deutsche, Nationalsozialist aus Idealismus. Er gab das Theologiestudium auf und wurde Arzt. Im Kriege Militärarzt in - : Warschau! Da erst gingen ihm die Augen auf. Was er erlebte, war so entsetzlich, dass er nun und zu spät seine Schuld erkannte: aus guter Meinung, in gutem Glauben, mitschuldig geworden zu sein an einem schrecklichem, endlosen satanischem Morden, wie es noch nie in der Welt jemals geschehen ist. Die Erkenntnis dieser Schuld war für ihn so niederschmetternd, dass er in seiner Ohnmacht, das nicht mehr verhindern zu können, keinen andern Ausweg wusste, als durch eine Überdosis von Morphiumtabletten seinem Leben ein Ende zu bereiten.

Was aber in Warschau geschah, das übersteigerte sich sechsfach in allen von deutschen Truppen besetzten Gebieten: Es sind noch weitere 5 Millionen Juden auf ähnliche Weise und noch grausamer umgebracht worden. Das geschah an einem Volk, das keine Waffen hatte, das uns nicht wie die Nachbarvölker Auge um Auge heimzahlen konnte - dies nicht mehr konnte und nicht mehr will, und einen der Hauptverbrecher menschlich und gerecht behandelt und in einem Gerichtsverfahren ihm einen Verteidiger gibt, einen der besten und geschicktesten Verteidiger, wie Dr. Servatius. Und diesen Hauptschuldigen vor einer Volksjustiz auch noch schützt.

Wir erkennen in diesem Prozess, dass alle jene abscheulichen unmenschlichen Mörder so wurden, weil sie unter einem satanischen Zwang lebten. Und selbst Himmler ging es so, dass es ihm bei einer Massenerschießung von Juden zum Brechen übel wurde und nie mehr Augenzeuge solchen Mordens wurde. Wer von Satan in Dienst genommen wird - ganz gleich aus welchen, Motiven er es tut, wird so geknechtet und so übermäßig schuldig, dass ihm der Tod, der Selbstmord als der gelindeste Ausweg erscheint. Aber damit ist die Teufelei und Grausamkeit längst nicht gesühnt. - Das Unrecht an den Juden kann nie und nimmer und auf keine Weise gesühnt werden, auch nicht so, dass etwa Israel die Macht und Möglichkeit hätte 6 Millionen Deutsche umzubringen. Was dieses Volk nie tun kann, nie tun will und nicht tun würde. Aber eben damit bleibt unsere ungesühnte Schuld - auch vor Gott immer noch bestehen.

Was können, was sollen wir da tun?
Zuerst einmal beherzigen: "Solches ist geschehen durch euch."
Aber die meisten, die hier in der Kirche sitzen, werden und müssen sofort denken: durch uns?! Wir haben doch nicht Hitler zum Reichskanzler gewählt! Wir haben überhaupt nie einen Juden gesehen. Wir konnten darum auch keinem Juden ein Unrecht tun! Wir waren auch nicht bei der Partei. Wir kennen den Nationalsozialismus überhaupt nur vom Hören und Sagen! Vom Erzählen der Erwachsenen, oder durch den Unterricht in der Schule.
Aber wir wissen, dass "Gott die Sünde der Väter heimsucht an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied so ernst nimmt Gott die Sünde. Und wenn wir das wissen, gilt es für die Kinder, die Sünde der Väter zu erkennen und zu bereuen, und darum "Gott zu bitten, dass er uns gnädig sei."
Doch das machen die Väter den Kindern sehr schwer, dass die Kinder ihre Sünde wissen. Und wenn der Pfarrer die Kinder dies wissen lässt, sind sie sofort böse und sagen: Der verkündigt nicht das Evangelium, sondern der bringt Politik auf die Kanzel!!
Die Väter sagen dies so entrüstet, dass die Kinder denken müssen: Welch entsetzliche Verirrung: Der Pfarrer macht auf der Kanzel Politik! Und weil darüber sogar gute, ernsthafte Christen entrüstet sind, denken die Kinder: Der Pfarrer muss sehr weltlich sein, wenn er auf der Kanzel über politische Dinge redet und am Buß- und Bettag eine politische Predigt hält...!
Aber wisst, Ihr Kinder, von wem diese Weisheit der Väter stammt? Das haben sie von Hitler gelernt und angenommen. Hitler hat dagegen geredet, dass die Politik auf die Kanzel kommt. Und der wusste, was er tat. Er wollte allein Politik machen und die Menschen verdummen. Er wollte sich von niemand drein reden lassen. Und weil er ein Fuchs war und sehr schlau, wusste er, dass die Frommen im Lande so denken: Politik gehört nicht auf die Kanzel.
Aber wer hatte dies vor Hitler den Frommen denn eingegeben, dass Politik nicht auf die Kanzel gehöre? Der Teufel selbst. Auch fromme Menschen lassen sich vom Satan verdummen und verblenden. Wer die Bibel nicht bloß liest, sondern sie beherzigt und über die Heilige Schrift nachdenkt, merkt sofort: Das ganze Alte Testament ist eine Politische Schrift. Die Propheten waren politische Menschen, darum wurden sie gesteinigt. Wären sie "die Stillen im Lande" geblieben, so hätte ihnen niemand etwas getan.
Jesus war ein politischer Mensch. Hätte er nur eine Herzensfrömmigkeit gepredigt, so wäre er nicht gekreuzigt worden. Wenn er über Jerusalem weint, dann sind das Tränen eines politischen Menschen.
Die Apostel haben politisch geredet und geschrieben, sonst hätte ihnen niemand etwas getan.
Die ersten Christen waren politische Menschen. Darum haben sie den Kriegsdienst verweigert, darum haben sie dem Kaiser keine Opfer gebracht… und darum mussten sie sterben.
Die Christen der Reformation waren politische Menschen, weil sie an die Heilige Schrift gebunden waren... und darum gab es den 30jährigen Krieg.

Wohl erstmalig in unserer Zeit taucht die Meinung auf: Evangelium und Politik haben nichts gemein. Daran sollt ihr Kinder erkennen, wie verdorben unser Christentum ist-: Salz, das nicht mehr würzt, faul ist - wie verdorben und faul die Christen geworden sind.
Und dies unter dem Schein der Frömmigkeit! Wann wird endlich das über die Maßen dumme und böse Gerede aufhören: Politik gehört nicht auf die Kanzel. Solange dieses dumme und böse Gerede bei uns Geltung hat, gibt es keine Buße. Darum ist Gott gegen uns.  Darum gibt es die Mauer in Berlin.
Denn Gott denkt politisch und handelt politisch - seit Jahrtausenden. Jesus ist nicht als Mensch der Herzensfrömmigkeit ans Kreuz geschlagen worden, sondern: als König der Juden! Und Juden und Christen mussten und müssen sterben, weil sie einen politischen Glauben haben.

Solche Erkenntnis hat es in unserm Volk leider nicht gegeben. Daran sind die "frommen Menschen" schuld, die nicht mehr die Bibel ohne vorgefasste Meinungen lesen können. Und die darum Werkzeuge des Teufels wurden und immer noch sind, wenn sie nicht Buße tun. Das heißt, wenn sie nicht zu politischen Menschen werden. Hätten sie die Bibel als politisches Buch ernst genommen, dann wäre Hitler nicht Reichskanzler geworden, und dann hätte es keine so unermessliche Schuld an Israel gegeben.

Die Schuld trifft aber nicht nur die frommen Väter, sondern auch die Schule, die Lehrer, die Universität. Es ist etwas durchaus Satanisches, wenn die Schulbildung - auch nach dem Krieg, und besonders nach dem Krieg, den Stoffplan vollstopft. Wenn aus den Schulen Fabriken der Wissenschaft gemacht werden. Wenn allein die Menge, die Quantität des Wissens gilt. Wo in Wirklichkeit es gar nicht darauf ankommt, dass wir viel wissen, sondern Weniges und Wichtiges.
Wenn wir nicht endlich erkennen, dass viel Wissen bläht. Der Religionsunterricht wird zunehmend ein Nebenfach. Und sollte das Hauptfach, das wichtigste Fach werden. Weil allein der Religionsunterricht Weniges und Allerwichtigstes vermitteln könnte.
Darüber haben wir Buße zu tun: Wir, das heißt: die Frommen und die Gebildeten. Die Kirchenleitung und das Kultministerium. Und alle deutschen Menschen, die von der Kirche und von der Wissenschaft etwas Ersprießliches erwarten.

Was wir vor allen Dingen lernen und wissen müssen ist dies: Gott sucht die Sünde der Väter heim, an den Kindern bis ins 3. und 4. Glied, weil Gott die Sünde so sehr verabscheut.
Was wir zu lernen haben und wissen sollten, ist dies: Dass Israel das auserwählte Volk Gottes ist. Wir haben es lange verachtet, als die Juden, die den Heiland gekreuzigt haben, in Blindheit und Bosheit. Gott hat dieses Volk furchtbar gestraft. Auch durch das deutsche Volk. Aber wir sollen wissen: Zuerst wurde diesem Volke gesagt: "Ich bin der Herr, dein Gott." Und wenn dieses Volk so blind und böse ist, dass es dies nicht zur Kenntnis nimmt, so bleibt Gott der Herr dieses Volkes - selbst, wenn es seinen Sohn an das Kreuz schlägt! Gott straft sein Volk mehr als andere Völker. Aber wehe denen, die zur Zuchtrute dieses Volkes werden. Die werden zerbrochen. Gott zerbricht die Ruten, mit denen er sein Volk schlägt: die Babylonier, aber auch die Deutschen.

So verstehen wir die Schriftlesung. "Fürchte dich nicht! Weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch. Siehe, sie sollen zu Spott und Schanden werden, die dir gram sind. Sie sollen werden wie nichts! Und die Leute, die mit dir hadern, sollen umkommen. Die Leute, die mit dir zanken, sollen werden wie nichts. Und die Leute, die wider dich streiten, sollen ein Ende haben. Denn ich bin der Herr, dein Gott."
Müssen wir das glauben? Oder haben wir das nicht erfahren?!

An einem Buß- und Bettag müssen wir daran denken. Wir sehen doch, und müssen es nicht glauben, dass Gott unsere privaten Sünden gar nicht so ernst nimmt, weil es vielfach "Puppensünden" sind. Aber unsere politischen Sünden, die wir als Glieder unseres Volkes getan haben, die gehen uns nach, die bestimmen das Schicksal unseres Volkes. Die politischen Sünden, die unsere Väter getan haben, von den Vätern nicht erkannt und bereut sind, von den Kindern aber aus Unwissenheit nicht mehr gesehen werden - die sind die Ursache dafür, dass es in Berlin die Mauer gibt, dass ein ganzes Gebiet zu einem kommunistischen Gefängnis gemacht wird.

Aber sehen wir auch den unerforschlichen Rat, die Weisheit und Güte Gottes. Wir haben uns schrecklich an Israel versündigt. Wir haben dieses Volk gepeinigt - unsagbar in dem letzten Kriege. Aber ausgerechnet wir haben die Juden in das Land ihrer Väter getrieben. Ohne Hitler, ohne den letzten Krieg gäbe es keinen Staat Israel. - So kann Gott aus der größten Schuld noch etwas Gutes machen. So kann er Hitler und den Teufel und ein verführtes Volk noch gebrauchen, dass sein Wille geschehe: Dass seit 1948 die Juden in das Land ihrer Väter zurückkehrten und einen eigenen Staat haben.

Wir erkennen daraus, dass Gott mit diesem Volke ist. Der Feigenbaum der verdorrt war, ist wieder eingepflanzt. Keine Macht der Welt kann ihn ausreißen. Er ist angewachsen und treibt Knospen und Blätter. Der Sommer ist nahe. Der König der Juden ist diesem Volk und der ganzen Welt nahe - in Gericht und Gnade.

Und weil Gott mit diesem Volke ist, darum liegt es an uns, wie wir uns zu Israel stellen. Dieses Volk steht unter dem Spruch Gottes: „Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen.“
Aus dieser Erkenntnis haben Christen seit dem letzten Krieg Pakete und Geldspenden alljährlich für Israel geschickt. Von dieser Erkenntnis mag der Bundeskanzler etwas haben. Er hat sich dafür eingesetzt, dass die Bundesrepublik an Israel materiell gut machte, was nur möglich war. Darum war Gott mit diesem Mann. Gab Ihm ein hohes Alter und Ansehen in der Welt, Ansehen auch dem verruchten deutschen Volk. Adenauer mag vieles oder alles verkehrt gemacht haben in seiner Politik. Eins war richtig - und gilt vor Gott: was er Israel Gutes tat. So hat er vor Gott richtig gehandelt, bei allen Misserfolgen.

So wird es auch bei uns sein. Wir fehlen mannigfaltig, als Pfarrer, Lehrer, Handwerker, Arbeiter - in Lehre und Leben. Aber in der gegenwärtigen Zeit sieht Gott vor allen Dingen darauf, was wir an Israel tun oder lassen.

Gott wartet darauf, dass wir erkennen und bereuen, was durch uns an Israel Böses geschehen ist: Solches ist geschehen von euch! Und dass wir bitten, dass Gott uns gnädig sei. Den Ernst dieser Bitte aber durch die Tat erweisen, dass wir Israel nicht nur Segen wünschen, sondern auch für Israel tun, was in unserem Vermögen liegt. Dass wir in die Opferbüchse "Brot für die Welt" einmal für Israel opfern und an einzelne Adressen von bedürftigen Juden schicken was uns möglich ist.
Damit tun wir unsern Brüdern in Osten einen Dienst. Damit machen wir die Mauer brüchig, die uns von den Ostdeutschen Brüdern trennt. Damit bekommen wir Gott auf unsere Seite. Und das ist wichtiger, als dass wir den Präsidenten der Vereinigten Statten für uns haben. So werden wir politisch tätig, in einer Art, die Gott gefällt.

Worüber müssen wir heute wohl Buße tun? Ein Volk das dem Namen Gottes keinen Wert mehr beilegt, moralische und sittliche Gebote hinsichtlich Sexualität und Ehe über Bord geworfen und dabei das tausendfache Morden ungeborenen Lebens legitimiert hat.

Persönlich glaube ich auch, das politisches Wirken und christlicher Wandel hier zu unterscheiden gewesen wäre. »Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden.« (2. Timotheus 3,12; Elb.CSV). Hier wird vom Autor obiger Predigt zu stark vermischt, was nicht vermischt werden darf. Es ist eine Sache verfolgt zu werden, weil man gottselig leben will. Aber es ist eine andere Sache deswegen verfolgt zu werden, weil man politisch tätig wird. Wobei, wie gesagt, nicht alles was angesprochen wurde tatsächlich politscher Natur ist; hier rächt sich eben die Ungenauigkeit, nämlich dann wenn es eigentlich um den christlichen Wandel in Gottseligkeit geht.

Dann noch ein letztes zu den Sünden der Väter. Ich bin der Auffassung das dieser Fluch daraus resultiert, weil - und wenn - die Kinder in den Sünden der Väter weitergehen. Das heißt: Die gleichen Sünden begehen oder sogar noch darüber hinausgehen - eben indem sie dem üblen Vorbild ihrer Väter folgen. Das heißt aber auch: Wenn sie diesem Vorbild nicht folgen, sondern im Gegenteil, dann gibt es keinen Anlass mehr zum Gericht. Aber eben auch hier: Ich hatte oben die drei Kernfelder umrissen, auf denen unser Volk vielfach sündigt und Buße tun muss. Gesetzlich ist heute vieles erlaubt, was vor 30-40 Jahren noch strafbewehrt war. Wer hier keinen Niedergang erkennen kann, betrügt sich schlichtweg selbst.