Sonntag, 1. Juli 2012

Unerwiderte Liebe

Wir Menschen sehen die Dinge gerne aus unserer Perspektive, alles muss sich um uns drehen. Doch wem ist mehr unerwiderte Liebe begegnet, als dem Herrn Jesus? Als Er auf dieser Erde war, um den Menschen die Liebe des Vaters zu zeigen, erfuhr Er die Ablehnung Seiner Geschöpfe. »Wenn ich nicht die Werke unter ihnen getan hätte, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie gesehen und doch gehasst sowohl mich als auch meinen Vater.« (Johannes 15,24; Elb.CSV)

Er konnte sagen, dass die Zurückweisung Seiner Liebe Sünde ist. Das kann keiner von uns. Im Gegenteil leben wir in der Gnadenzeit, der Zeit der christlichen Freiheit. Ein Bruder schrieb mir einmal: „im Rahmen dessen, was nach der Bibel richtig ist“ … „kann jeder“ … „ja oder nein sagen“.

Ein weltliches Sprichwort sagt: »Die Liebe, die am längsten währt, ist die unerwiderte Liebe«. Es scheint uns schwerzufallen solche Enttäuschungen zu akzeptieren. Die Täuschung weicht der Realität. Und eigentlich sollten wir darüber dankbar sein, aber stattdessen ziehen wir uns allzu oft beleidigt zurück, gekränkt, allein gelassen. Kann daraus etwas Gutes erwachsen?

Das Hohelied kennt den Ausdruck „krank vor Liebe“ (Hohelied 2,5 und 5,8), aber es drückt die Sehnsucht der Braut nach ihrem Geliebten aus (die auch erwidert wird!). Und in einem erweiterten, prophetischen Sinn die Sehnsucht des jüdischen Überrests der Drangsalszeit nach der Person des kommenden Messias.
Kehren wir zurück zu dem, was uns als Menschen in praktischer Beziehung geschehen mag und fragen wir auch hier: Was kann Gutes erwachsen aus einer anhaltenden Sehnsucht, deren Gegenüber nicht gewillt ist diese jemals zu erfüllen? Sind nicht Leid und Tränen, Qual und Schmerzen alles was wir dauerhaft ernten werden? [Auch wenn diese Gefühle selbstverständlich für eine gewisse Zeit und in einem gewissen Umfang nur normal sind. Es geht hier um das "darüber hinaus"!]

Betrachten wir nun noch einmal die christliche Freiheit von ihrer anderen Seite. „Im Rahmen dessen, was nach der Bibel richtig ist“, darf natürlich auch eine Ehe angestrebt werden, indem man zu ergründen versucht was eine andere Person für einen empfindet.
Paulus wusste einmal – wenn auch in anderem Zusammenhang – zu sagen: »Denn ich bin mir selbst nichts bewusst, aber dadurch bin ich nicht gerechtfertigt. Der mich aber beurteilt, ist der Herr.« (1. Korinther 4,4; Elb.CSV).
Wir können durchaus in der Situation stehen, das die Beweggründe unseres Herzens lauter sind und wir uns keiner falschen, egoistischen oder fleischlichen Motive bewusst sind. Und trotzdem wird die Liebe die wir empfinden – und die uns aufrichtiger als alles andere scheint – nicht erwidert. Lieber Freund, danke dem Herrn, wenn vor Ihm alles in einer guten Ordnung und einer guten Gesinnung geschehen ist. Und vertraue darauf das Gott in Seinen Regierungs- und Erziehungswegen mit Dir als ein liebender, himmlischer Vater handelt.

Aber auch diesen Punkt müssen wir beachten: Wir waren uns zwar nichts bewusst, aber es war doch etwas vorhanden, was dem entgegenstand das Gott seinen Segen auf eine Sache legen konnte. „Der mich aber beurteilt, ist der Herr“. Sollte uns das nicht immer wieder auch danach fragen lassen, wo wir geistlich stehen und was uns zu bestimmten Handlungen veranlasst (hat)? »Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken!« (Psalm 139,23; Elb.CSV).
Und wenn wir dann erkennen dürfen, das tatsächlich vor ihm alles in einer guten Ordnung und einer guten Gesinnung geschehen ist, dann dürfen wir darüber einen tiefen Frieden haben. Wo sich aber etwas anderes zeigt, lasst uns Buße tun.

Der Apostel Paulus, welcher vieles zu erdulden hatte und schwere Wege von Gott geführt wurde, bezeugte einmal: »Groß ist meine Freimütigkeit euch gegenüber, groß mein Rühmen euretwegen; ich bin mit Trost erfüllt, ich bin ganz überströmend in der Freude bei all unserer Bedrängnis.« (2. Korinther 7,4; Elb.CSV).
Die Umstände des Lebens in die er hineingeführt worden ist, haben nicht dazu geführt das er voller Frustration, Hader oder Verzagtheit gewesen wäre. Ist es nicht so, dass »der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes« (vgl. 2. Korinther 1,3) auch unserer Not begegnen will? Vertrauen wir doch mehr darauf, das es so ist, dann werden wir verstehen was es bedeutet „ganz überströmend in der Freude bei all unserer Bedrängnis“ zu sein. Der Apostel Paulus war es aufgrund der Geschwister (vgl. auch 1. Thessalonicher 3,7)! Wie wunderbar und segensreich ist doch eine von Gott gegebene Gemeinschaft, als Mittel zum Trost!

Ein alter Ausspruch besagt: „Menschen können enttäuschen*, aber Christus nie!“
Und von den Jüngern heißt es einmal: »Als sie aber ihre Augen erhoben, sahen sie niemand als Jesus allein.« (Matthäus 17,8; Elb.CSV).

* Wir sind in unserem Fall davon ausgegangen, das wir uns getäuscht haben und die verursachte Enttäuschung im Rahmen der christlichen Freiheit legitim ist. Es ist also keine Anklage, wenngleich ich auch diese letzte Sache noch deutlich sagen will: Auch für die Beweggründe und die Gesinnung die dazu führen eine Liebe nicht zu erwidern gilt, das derjenige der aber beurteilt, der Herr ist.