Mittwoch, 24. August 2011

Lese-Tagebuch - Eintrag 3

Buch: An Bibeltreue nicht zu überbieten? - Eine Stellungnahme zur Disskussion über die CTL-Seminare Chrischona, Tabor und Liebenzell
Mit einer Analyse des Buches von Heinzpeter Hempelmann, Liebenzell: "Nicht auf der Schrift, sondern unter ihr" - Hält Hempelmann, was er verspricht?
Autor: Reinhard Möller
Auflage: Copyright der Ausgabe: 2001
Verlag: Onesimus Verlag, Dornach SO, Schweiz
Seitenzahl: 95 (111)

Zugegeben, es ist nicht mehr das aktuellste Buch, war aber in einem großen Büchergesamtpaket enthalten, welches ich bestellt und zum Wochenende hin zugesandt bekam. Mit der Fragestellung des Buches verbinde ich einige Erinnerungen, zumal es eines jener Ereignisse war, die mich zuerst auf die Umbrüche und Niedergänge im evangelikalen Lager aufmerksam werden ließen.

Reinhard Möller sah sich seit seiner Jugendzeit mit der Liebenzeller Mission verbunden (siehe Seite 38) und zeigt auf: »Mittels der Sprache geschieht hier eine Manipulation der Wirklichkeit, und die Gemeinde Jesu weiss nicht mehr, wo oben und wo unten ist.« (ebd., Seite 42)

Dies ist so ziemlich die Erfahrung die ich auch in Bezug auf diese Diskussion machen musste, wenn ich darauf verwiesen habe, dass Chrischona, Tabor und Liebenzell sich der gemäßigten Bibelkritik geöffnet haben. Niemand kann oder braucht über alle Vorgänge und Weichenstellungen in der Christenheit informiert sein. Trotzdem kam fast immer reflexartiger Widerspruch. Es wäre wahrhaftiger von einigen Geschwistern gewesen zuzugeben die Sache jetzt nicht beurteilen zu können, aber bei Gelegenheit prüfen zu wollen. „Ich höre das zum ersten Mal und muss das erst einmal prüfen, bevor ich es einordnen kann“, wäre eine respektable Antwort gewesen. Wo man aber gemäß der Maxime - „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“ – argumentiert, kann ich nur willentliche Naivität annehmen. Dabei ist mir bewusst, dass dies harte Worte sind, mit denen ich freilich niemand verletzen, wohl aber aufrütteln will!

Vor einiger Zeit schrieb ich in einem anderen Beitrag:
»Weder fehlt es, noch fehlte es in der Vergangenheit an Hirten, die ihre aufrichtige Besorgnis gegenüber Tabubrüchen unter denjenigen die sich „bibeltreu“ nennen zum Ausdruck gebracht haben. Tatsächlich hat man diese Geschwister ignoriert und den schmalen Weg verbreitert.
Nicht umsonst schrieb ich vor einiger Zeit über „Buße bei Gläubigen“. Es ist nicht nur meine Überzeugung, sondern auch ein Teil meines eigenen Weges, das wir von falschen Wegen umkehren können.«
(siehe „Wird der "schmale Weg" verbreitert?“ vom Samstag, 3. Juli 2010)

Einer dieser Hirten, ist Lothar Gassmann, dessen Brief an Liebenzell wir auf den Seiten 67+68 von Möllers Buch finden. Möller schreibt: »Aus tiefer Betroffenheit heraus schrieb er den Brief als brüderliche Mahnung und Warnung; ausdrücklich stellte er sich einer Diskussion und bat um Korrektur.« (ebd., Seite 67). Im Brief selbst schreibt Bruder Gassmann – um nur einen kurzen Abschnitt zu zitieren: »Liebe Brüder und Schwestern, aus grosser Sorge schreibe ich diesen Brief – aus Sorge, dass durch das CTL-Programm die Bibelkritik in Eure Seminare eindringt bzw. bereits eingedrungen ist. Bibelkritik aber bedeutet früher oder später das Ende der geistlichen Vollmacht.« (ebd., Seite 67; Hervorhebung von mir)

Wer sich mit dem Sendschreiben an Ephesus auseinandersetzt, der weiß um die Warnung des Herrn Jesus:
»Gedenke nun, wovon du gefallen bist, und tu Buße und tu die ersten Werke; wenn aber nicht, so komme ich dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust.« (Offenbarung 2,5; ElbCSV).

Reinhard Möller zeigt dankenswerter Weise auf, wie mit allerlei theologischer Sophisterei versucht wurde den Begriff „bibeltreu“ weiterhin reklamieren zu können, während man in Wahrheit schon davon abgewichen war. Ach, hätte man doch stattdessen Buße getan!

Ich erinnere mich nicht mehr daran, wo ich diese Allegorie gelesen habe. Jemand verwies darauf, dass man an Bord eines Schiffes durchaus in die richtige Richtung laufen kann, während das Schiff in die falsche Richtung unterwegs ist. So will ich keineswegs den Wunsch und das Handeln von Geschwistern in Abrede stellen, die in den CTL-Seminaren noch in die richtige Richtung laufen (wollen). Die übergeordnete Frage ist aber, in welcher Richtung das Schiff auf dem sie sich befinden unterwegs ist und ob es nicht endlich Zeit wäre das Ruder herumzureißen! Dabei lasse ich mich freudig eines Besseren belehren, sollte dies mittlerweile geschehen sein, ohne das ich es zur Kenntnis nehmen konnte.

Hier noch einmal der Bericht aus den Betanien-Nachrichten vom Jahr 2003, den ich auch in einem der vorhergehenden Artikel schon angefügt hatte:
»Seit fast drei Jahren sorgte eine Streitfrage für Spannung innerhalb der "Konferenz bibeltreuer Ausbildungsstätten" (KBA), die 31 theologische Ausbildungsstätten umfasst. An den drei Ausbildungsstätten Chrischona, Tabor, Liebenzell (CTL) wird unter "bibeltreu", zum Teil verstanden, "die Bibel so zu nehmen wie sie ist - mit ihren Fehlern". Gleichzeitig wird behauptet, der Standpunkt der Irrtumslosigkeit der Bibel, wie in der Chicago-Erklärung ausgedrückt, sei nicht bibeltreu, da die Bibel selbst keine Irrtumslosigkeit beanspruche und man mit diesem Anspruch über die Bibel hinausgehe. Die Ansicht von CTL wurde als "Hermeneutik der Demut" bekannt und von einigen Theologen der KBA als nachweislich gemäßigte Bibelkritik entlarvt.
Dieser Streit wurde nun auf einer Mitgliederversammlung der KBA beigelegt. Die bisher offiziell vertretene Überzeugung von der Inspiration und Unfehlbarkeit der Bibel, deren Bekenntnis Bedingung zur Mitgliedschaft in der KBA ist, wurde bekräftigt, jedoch wurden sowohl die "Hermeneutik der Demut" als auch die "Chicago-Erklärung" beide als bibeltreue Standpunkte akzeptiert, die nicht der versteckten oder gemäßigten Bibelkritik verdächtigt werden dürfen.«
Quelle: Betanien-Nachrichten, www.betanien.de, Ausgabe Nr. 9 vom 15. Dezember 2003; Hervorhebung von mir

Ohne jeden weiteren Kommentar!

Weiterführende Literatur zum Thema: