Sonntag, 3. Februar 2013

Enttäuschung - Teil 1 / (Selbstlose Liebe - Teil 2)

Vor einiger Zeit hatte ich dieses Thema einmal in anderem Zusammenhang angerissen („Unerwiderte Liebe“), aber es scheint mir gut, dies noch einmal ausführlicher zu tun. Damals schrieb ich u.a.:
„Der Apostel Paulus, welcher vieles zu erdulden hatte und schwere Wege von Gott geführt wurde, bezeugte einmal: »Groß ist meine Freimütigkeit euch gegenüber, groß mein Rühmen euretwegen; ich bin mit Trost erfüllt, ich bin ganz überströmend in der Freude bei all unserer Bedrängnis.« (2. Korinther 7,4; Elb.CSV).
Die Umstände des Lebens in die er hineingeführt worden ist, haben nicht dazu geführt das er voller Frustration, Hader oder Verzagtheit gewesen wäre. Ist es nicht so, dass »der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes« (vgl. 2. Korinther 1,3) auch unserer Not begegnen will? Vertrauen wir doch mehr darauf, das es so ist, dann werden wir verstehen was es bedeutet „ganz überströmend in der Freude bei all unserer Bedrängnis“ zu sein. Der Apostel Paulus war es aufgrund der Geschwister (vgl. auch 1. Thessalonicher 3,7)! Wie wunderbar und segensreich ist doch eine von Gott gegebene Gemeinschaft, als Mittel zum Trost!“
Aber in der Gemeinde („Versammlung“) kann es ja nicht nur um die Gemeinschaft mit den Geschwistern gehen, sondern vor allem um diejenige mit dem Herrn Jesus Christus. Wir sind  »gesegnet« … »mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus,« (Epheser 1,3; Elb.CSV). Steht dies nicht besonders dann vor unseren Augen, wenn wir als Geschwister zu seinem Namen zusammenkommen? Dort wo er verheißen hat in der Mitte der Gläubigen zu sein?

Was ist nun aber, wenn wir von Geschwistern enttäuscht werden? Ein unachtsames Wort, ein gedankenloser Ausspruch zwischen den Zusammenkünften oder zwischen einzelnen Versammlungsstunden? Das reißt uns aus den hohen Sphären herab, nicht wahr und erfüllt unsere Gedanken mit Traurigkeit – oder schlimmer noch, Ärger. Wir verlieren den Blick für den Herrn, während wir den Umständen erlauben unsere Aufmerksamkeit und Hingabe von Ihm abzuziehen. Das ist ein ernster Gedanke.

Bedenken wir, dass uns Gottes Wort auffordert: »Zieht nun an, als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Sanftmut, Langmut, einander ertragend und euch gegenseitig vergebend, wenn einer Klage hat gegen den anderen; wie auch der Christus euch vergeben hat, so auch ihr. Zu diesem allen aber zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist. Und der Friede des Christus regiere in euren Herzen, zu dem ihr auch berufen worden seid in einem Leib; und seid dankbar.« (Kolosser 3,12-15; Elb.CSV).

Das übersehen wir oft – auch ich –, daran zu denken, was uns vergeben worden ist durch unseren Herrn Jesus Christus. Nicht die Tatsache, dass wir vielleicht ungerecht behandelt wurden, sollte im Vordergrund stehen, sondern das Bewusstsein der Gnade.
»Dann trat Petrus zu ihm und sprach: Herr, wie oft soll ich meinem Bruder, der gegen mich sündigt, vergeben? Bis siebenmal? Jesus spricht zu ihm: Nicht bis siebenmal, sage ich dir, sondern bis siebzig mal sieben.« (Matthäus 18,21-22; Elb.CSV).
Dieser Ausführung unsers Herrn folgt das Gleichnis über den unbarmherzigen Knecht, an dessen Ende der Herr die Warnung stellt, das jeder seinem Bruder von Herzen vergeben soll. Das ist mehr als nur Fassade, vordergründige Freundlichkeit oder die Unterdrückung der eigenen negativen Gefühle. Vergebung von Herzen, das Anziehen der Liebe, (die das Band der Vollkommenheit ist) und der Friede des Christus gehören zusammen. Und wir verstehen hoffentlich, dass dort wo Unversöhnlichkeit und mangelnde Vergebungsbereitschaft herrschen, der Herr diesen Frieden auch nicht geben kann. Doch es ist eben genau dieser Friede, der unsere Herzen »regieren« (!) soll und eben nicht der Unfriede unseres eigenen Herzens.