Montag, 4. Februar 2013

Enttäuschung - Teil 3

Ein weiterer ernster Gedanke liegt in dem, was Jakobus den Judenchristen „die in der Zerstreuung sind“ schreibt:
»ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, damit ihr es in euren Begierden vergeudet.« (Jakobus 4,3; Elb.CSV).
Das Gott in dem was er uns zuteilt oder verweigert souverän ist, auch darin, auf welche Art und Weise er Gebete beantwortet, sollte uns klar sein. Aber da gibt es auch noch diesen Fall, dass wir nichts empfangen, weil wir übel bitten. Und auch das ist etwas, was wir lernen müssen: Falsche Motive im Gebet führen zu Enttäuschung – Gott wird solche Gebete nicht erhören. Und anstatt darüber zu hadern, sollten wir dankbar dafür sein, denn wenn Gott solche Gebete doch jemals erhört, dann nur um Gericht zu üben, wie wir es bei Israel finden:
»Da gab er ihnen ihr Begehr, aber er sandte Magerkeit in ihre Seelen.« (Psalm 106,15; Elb.CSV).
»Und der HERR sprach zu Samuel: Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir sagen; denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll.« (1. Samuel 8,7; Elb.CSV).
Beachten wir daher die Mahnung des Predigers und seien wir sorgsam in dem, um was wir Gott bitten.
»Sei nicht vorschnell mit deinem Mund, und dein Herz eile nicht, ein Wort vor Gott hervorzubringen; denn Gott ist im Himmel, und du bist auf der Erde: Darum seien deiner Worte wenige.« (Prediger 5,1; Elb.CSV).

Ein weiterer Punkt an dem es Enttäuschung geben kann ist die Ehe. Nun rede ich hier nicht aus eigener Erfahrung, aber es erscheint mir doch notwendig auch dies hier anzuführen. Denn wie bei vielem anderem bin ich der Meinung das uns die Dinge nicht erst dann beschäftigen sollten, wenn sie konkret werden oder bereits sind, sondern schon weit im Voraus, damit wir ein biblisches Fundament haben und eben auch realistische Erwartungen. Daher möchte ich zwei Zitate aus Büchern von Bruder Ebertshäuser anführen:
»Daß Verliebtheit keine Grundlage für eine Ehebeziehung ist, muß man jungen Männern unbedingt deutlich machen, sonst entsteht oft großer Schaden. Verliebtheit ist ein ausgesprochen egoistisches seelisches Gefühl, das letztlich den anderen zu einem Idealbild verzerrt, von dem man überzeugt ist, er werde alle eigenen Mängel und Bedürfnisse ausfüllen. […] Wenn dann die Illusion zerplatzt und man erkennt, daß die »Göttin« selbst ein fehlbarer Mensch mit Mängeln und eigenen Bedürfnissen ist, der uns keineswegs dauerhaft »verwandeln« oder »erlösen« kann, dann kommt oftmals die Enttäuschung und die Entfremdung in der Beziehung.«
Quelle: Rudolf Ebertshäuser, Als Mann zur Ehre Gottes leben, 1. Auflage 2007, CLKV Verlag, Steffisburg
 »Der Ehemann und die Kinder mögen manches Mal an der Frau schuldig werden, ihr Enttäuschungen bereiten, sich anders entwickeln als erhofft – dennoch sollte die Frau ihnen Liebe erweisen. Das darf sie sich immer wieder neu von Gott schenken lassen, sie darf lernen, Vergebung zu üben und Geduld zu bewahren.«
Quelle: Rudolf Ebertshäuser, Als Frau zur Ehre Gottes leben, 1. Auflage 2008, CLKV Verlag, Steffisburg

So können sich also beide, Mann und Frau, ihren Illusionen über den anderen hingeben, die letztlich nur enttäuscht werden können. Dietrich Bonhoeffer, dessen Ansichten ich nicht in allem teile, noch nicht einmal in dem Text aus dem ich zitieren will, hat dort doch etwas sehr Kluges niedergelegt:
»Wenn alle Schwierigkeiten, Widerstände, Hindernisse, Zweifel und Bedenken - nicht in den Wind geschlagen, aber ehrlich ausgestanden und überwunden sind - und es ist sicher gut, wenn nicht alles gar zu selbstverständlich geht -, dann haben die beiden in der Tat den entscheidenden Triumph ihres Lebens errungen. Mit dem Ja, das sie zueinander gesprochen haben, haben sie ihrem ganzen Leben in freier Entscheidung eine neue Wendung gegeben; sie haben allen Fragen und Bedenklichkeiten, die das Leben jeder dauernden Verbindung zweier Menschen entgegenstellt, in froher Gewissheit Trotz geboten und sich in eigener Tat und Verantwortung ein Neuland für ihr Leben erobert.«
Quelle: Dietrich Bonhoeffer, Traupredigt aus der Zelle, Mai 1943; zitiert nach: Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft. Herausgegeben von Eberhard Bethge, Neuausgabe München 1970