Montag, 5. September 2011

Lese-Tagebuch - Eintrag 7

Buch: Falsche Propheten unter Dichtern und Denkern
Autor: Gottfried Meskemper
Auflage: 5. überarbeitete und ergänzte Gesamtauflage 2000
Verlag: Schwengeler-Verlag, Berneck, CH
ISBN: 3-85666-383-5
Seitenzahl: 280

«Warum denken wir so, wie wir denken?» (ebd., Buchrückseite) ist die Grundfrage, der Gottfried Meskemper nachgeht. Dabei analysiert er vor allem die »Literatur, die an den höheren Schulen in Deutschland studiert wird.« (ebd.) und stellt fest: »Viele Texte widersprechen dem Evangelium auf unterschwellige Art.« (ebd.)

Um es vorweg zu sagen: Leider werden einige Punkte sehr umfangreich, andere sehr knapp abgehandelt und ich halte die Auswahl nicht immer für glücklich. Eine Absicht des Buches ist zu zeigen, das die Bibel die »Übereinstimmung zwischen Wort und Tat« (ebd., Seite 25) wichtig ist »und wo sie nicht vorhanden ist, wird dies auch deutlich hervorgehoben.« (ebd.)

Ob es - um den Gegensatz darzustellen - allerdings notwendig war Bertolt Brechts Leben derart wortreich darzulegen möchte ich bezweifeln. Auf der anderen Seite werden nämlich Schreiber wie Günter Grass nur in einem Nebensatz, Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt oder J. D. Salinger beispielsweise überhaupt nicht erwähnt. So heißt es bei Brecht: »1930« … »In dieser Zeit waren seine wichtigsten Quellen Shaw, Marx und Upton« (ebd., Seite 52). Gerade über George Bernard Shaw hätte sich einiges sagen lassen.

Sieht man einmal von dieser Schwäche ab (immerhin werden dafür z.B. Goethe, Hesse, Kant oder Rousseau wieder umfangreicher besprochen), hat die Beweisführung doch Bestand und führt zu interessanten Ergebnissen, denen zugleich die glaubensgemäße Alternative gegenübergestellt wird.

»Es handelt sich beim humanistischen Denken nicht um objektive Denkmuster, um abstraktes, von Ballast befreites Denken, sondern um eine durch Bildung hervorgerufene falsche Voreinstellung« (ebd., Seite 77) und der Bruder beklagt zurecht: »die falsche Erwartungshaltung gegenüber einer gottlosen Bildung müsste nicht vorhanden sein, wenn die Bibel auch unser Denken richtig prägen würde.« (ebd., Seite 73)

Leider herrscht gerade auf diesem Gebiet viel Verwirrung. Selbst lieben und geschätzten Glaubensgeschwistern ist oft nicht klar, wie weltlich und wie wenig geistlich ihr Denken und ihre Aussagen wirklich sind; gerade dann nämlich wenn dieses Denken auf die Heilige Schrift angewendet wird. Traurig, wie manchmal – geistlich verbrämt – Bibeltexte aus dem Zusammenhang gerissen werden; selbst von solchen, von denen man eigentlich Reife erwarten sollte. Bitte vergeben sie mir diese persönlichen Worte, in denen sicherlich auch ein Stück weit Enttäuschung mitschwingt, aber ich hoffe immer das der Eine oder Andere noch durch solche Worte zur Besinnung gelangt.

Was den Menschen ohne wahre Gottesbeziehung angeht: »Masochistisch kokettiert der Mensch mit seiner Verlorenheit und bewundert noch die Fähigkeit, diese Verlorenheit literarisch gestalten zu können.« (ebd., Seite 81) / »Ihre Werke versetzen uns bestenfalls in eine Traumwelt, die uns eine Flucht aus der Realität erlauben, aber sie initiieren nicht das «bessere Menschentum», das wir uns selber gern zueignen möchten.« (ebd., Seite 128) Mehr noch: »Wenn jedoch Literatur nicht den Weg zum Erlöser weist, sondern nur der Selbstdarstellung und Selbstrechtfertigung des Literaten und seiner Leser dient, hat sie vor Gott keinen Platz.« (ebd., Seite 186)

Treffend zitiert der Autor Fritz Binde, welcher einst nach seiner Bekehrung über die Bibel schrieb:
»Mit immer derselben heilsamen Unerbittlichkeit holt sie das eitle Menschlein von allen seinen ruhmredigen Höhen herunter und setzt es in den Staub und verstopft ihm den Mund. Und mit immer der gleichen treuen Erbarmung hebt sie die, die zerschlagenen Herzens und gedemütigten Geistes sind, ans Herz des erlösenden Gottessohnes und bringt den Unmündigen, Einfältigen und Armen das Himmelreich der Vaterliebe des lebendigen Gottes.« (ebd., Seite 96)
Das sind durchaus Worte, die man mehrmals lesen und sich zu Herzen nehmen sollte.

Es gäbe noch einige interessante Gebiete anzusprechen, beispielsweise was Bruder Meskemper über die „unzulässige Gleichsetzung des Gottes der Bibel mit dem philosophischen Gottesbild“ (ebd., vgl. Seite 228) schreibt. Oder »Matthias Claudius´ Brief an seinen Sohn Johannes« (ebd., Seite 246f.). Trotzdem möchte ich hier um der Lesbarkeit des Artikels willen schließen. Soweit mir bekannt, wird das Buch nicht mehr aufgelegt und ist nur noch antiquarisch zu erhalten, was durchaus zu bedauern ist. Die Aufklärung und Apologetik die hier geleistet wird ist durchaus nötig und ich möchte meine Achtung ausdrücken, dass der Bruder sich dieser Aufgabe gestellt hat.