Freitag, 18. Juni 2010

Dürfen Frauen predigen II - Paulus + Begabung

3. Können wir Paulus Aussagen zeitgebunden verstehen?
Man hat Paulus unterstellt vom griechischen und römischen Gedankengut seiner Zeit beeinflusst gewesen zu sein, womit seine Aussagen (auf die wir noch eingehen werden) zeitgebunden zu verstehen seien. Da sich die Kultur geändert habe, müssten wir die Aussagen heute anders sehen.
Auf den ersten Blick scheint dieses Argument akzeptabel zu sein. Wir müssen dann jedoch klären, was wir unter griechischem und römischem Gedankengut zu verstehen haben. Im „Reallexikon für Antike und Christentum“ wird ausgeführt, dass im öffentlichen Leben der frühen Kaiserzeit durchaus eine weitreichende Emanzipation der Frau vorgeherrscht hat. Und auch das Frauenpriestertum war in den heidnischen Kulten der damaligen Zeit durchaus präsent. Zudem haben wir gesehen, das Paulus die Mitarbeit von Frauen durchaus sehr hoch eingeschätzt und gewürdigt hat – im Gegensatz zur rabbinischen Praxis der damaligen Zeit. Damit steht Paulus klar in der Nachfolge Christi, der Frauen nicht nur die Botschaft des Heils brachte, sondern sie auch in seine Nachfolge rief.
Das Argument fällt damit in sich zusammen. Die Unterstellung Paulus wäre von primitiven Gedanken seiner Zeit beeinflusst gewesen ist einfach falsch.
Was immer Paulus veranlasst hat zu schreiben was er schrieb, muss also eine andere Grundlage haben, wobei wir die Inspiration durch den Geist Gottes noch nicht einmal angesprochen haben. Ich greife vor, aber wir werden sehen, das ein Argument das Paulus benutzt der Hinweis auf die Schöpfungsordnung ist. Den biblisch endgültigen Beweiß, das seine Aussagen nicht zeitgebunden verstanden werden können, werde ich später erbringen.

4. Begabung?
Eine von Befürworter der Frauenordination angeführte Stelle wäre:
»werdet auch ihr selbst als lebendige Steine aufgebaut, ein geistliches Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus.« … »Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht;« (1. Petrus 2,5+9; Elb.CSV)
Um zu verstehen, was die Schrift unter dem „allgemeinen Priestertum“ versteht, müssen wir wissen, dass es sich bei 1. Petrus 2,9 um ein direktes Zitat aus 2. Mose 19,6 handelt:
»und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein. Das sind die Worte, die du zu den Kindern Israel reden sollst.« (2. Mose 19,6; Elb.CSV)
Der Kern des Ganzen ist die Erwählung. Genauso wie Gott sich sein Volk erwählt hat, genauso hat er sich die Gemeinde erwählt. Wenn wir 1. Petrus 2,9 im Kontext sehen und den Ursprung im 2. Buch Mose beachten, sollte uns klar sein, das es hier nicht um Gemeindestrukturen oder ähnliches geht. (So war es trotz 2. Mose 19,6 in Israel ja auch nur den Leviten erlaubt als Priester zu dienen).

Überlegen wir nun, ob individuelle Begabungen als Kriterium für die Ausübung des Predigtdienstes wichtig sind. Ich empfehle hierzu Kapitel 3 im 1. Timotheusbrief und Kapitel 1 im Titusbrief zu lesen. Man wird sehen, dass geistliche Qualitäten und Reife sehr viel wichtiger sind als individuelle Fähigkeiten. Die Befestigung in Gottes Wort und die unbedingte Treue zu Gott zeigen sich in der Lebensführung eines Menschen. Nicht der Begabte wird von Gott berufen, sondern der Berufene wird von Gott begabt.
»Lass diese aber auch zuerst erprobt werden, dann lass sie dienen, wenn sie untadelig sind.« (1. Timotheus 3,10; Elb.CSV)
Alexander Strauch schreibt:
„Die 15 qualifizierenden Eigenschaften von Ältesten aus 1. Timotheus 3, 1-7 sind ohne die Aufforderung, die Eignung eines Anwärters auf das Ältestenamt zu überprüfen, nichts als leere Worte.“ (A. S.: Biblische Ältestenschaft, CLV 1998, S. 224)*
* Ob es auch heute noch Ämter gibt oder allein dementsprechende Dienste soll an dieser Stelle nicht erörtert werden.
Damit sind wir einen entscheidenden Schritt weitergekommen; Wenn es keine Berufung für Frauen zur lehrhaften Wortverkündigung in gemischten Versammlungen gibt (was wir noch klären müssen), spielt die Begabung keine Rolle. Nur wer sein eigenes Ansehen und seine eigene Ehre sucht, wird nach Positionen streben, zu denen Gott ihn nicht berufen hat. Gaben können an den unterschiedlichsten Orten eingesetzt werden und bedeuten damit nicht automatisch die Berufung zu einem bestimmten Amt, sowie Gleichwertigkeit nicht gleiche Aufgabenstellung bedeutet.

Halten wir fest: Die Bibel misst „Begabung“ nicht die Bedeutung zu, wie wir es heute leider tun. Hier wurden – vielfach aus Unwissenheit – Prioritäten verschoben.
»Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer, zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes des Christus,« (Epheser 4,11-12; Elb.CSV)
Ein weiteres ernstes Wort muss an dieser Stelle gesagt werden: Die Grundhaltung eines Christen äußert sich daran, dass seine Entscheidungen sich am Wort Gottes orientieren – gerade auch in einem gehorsamen Lebensstil. Dieses objektive Grundelement sollte jeder prüfen, der meint zu etwas bestimmten berufen zu sein.