Mittwoch, 30. Juni 2010

Gedicht: In tiefste Tiefen

Wie wenig anderes ist die Poesie dazu geeignet, dem was in unserem Herzen ist, auf besondere Art Ausdruck zu verleihen – insbesondere dann wenn wir Situationen hilflos gegenüber stehen. Dieses Gedicht ist einer Bekannten gewidmet, deren seelische Erkrankung mich vor Jahren sehr bewegte.
In tiefste Tiefen – weit hinab
Kein Licht! – so dunkel wie ein Grab.
Gefühle – alle wie erstorben!
Elend – alleine sich erworben.

Hoffnung? Nein, alles hoffnungslos,
wo Hoffnung früher war so groß!
Vorwärts nur noch in blindem Wahn,
kein Blick auf die gerade Bahn.

Wenn Trauer die Geschicke lenkt,
Kälte in das Herz sich senkt.
Was hat uns nur so weit gebracht?
So weit wie vorher ich nie dacht´?

Ist es ein Vogel - eine Nachtigall?
Ich hör den süßen schmerzend Schall,
der mich gefangen hält, umfängt und zwingt,
zu hören Leid und mich zum Leiden bringt.

Du sprachst mit mir, ich hörte zu,
so voller Trauer ohne Ruh´,
und kann es einfach nicht begreifen,
müssen wir durch Schrecken reifen?

Doch hör´, alles tu ich für dich,
denn Deine Trauer quält auch mich.
Du bist willkommen allezeit,
mein Wunsch Dir gilt die Ewigkeit.